Berlin, den 5. April 1878.
Liebster Johannes,
seit mehreren Tagen schon will ich immer diktieren, und immer fehlt es mir am Sekretär, heute sende ich nun lieber eigenhändig wenig, als diktiert nichts. Also vor allem viel Glück zu der Reise, die ich Dir seit Jahren so sehr gewünscht habe. Wie wirst Du alles genießen und in wie netter Gesellschaft! Ich wollte, ich könnte auch einmal mit Billroth näher verkehren, wie muß dies anregend und wohltuend sein, und, mit solchen Menschen, wie lehrreich für unsereins!
Aber eine Bitte, nimm Dich doch ja, besonders in Rom, in acht mit den typhösen Fiebern! Es ist das Klima so gefährlich für die Fremden, die immer möglichst viel auf einmal sehen wollen, und namentlich in den kalten Galerien sich so sehr schaden, und für Dich ist es doppelt gefährlich, weil Du nie daran denkst, daß Dir etwas schaden könne. So denn „Glück auf“ zur herrlichen Fahrt!
Felix’ Adresse ist: Acé Reale, Hôtel des Bains, Sizilien. Veranlasse ihn aber ja zu keiner Extravaganz, da ich sehr schlechte Nachrichten von ihm habe und sehr betrübt darüber bin. Er schickt einige Gedichte gestern, und bat uns, die besten für Dich auszuschreiben und Dir zu schicken – reist Du nicht vor dem 10., so erhältst Du sie noch. Ich wollte in meiner herzlichen Freude über Dein Vorhaben nicht länger warten, Dir diese auszusprechen. Hier sind die Leute ganz außer sich, daß ich gehe, und machen mir das Herz schwer, denn nimmer hätte ich gedacht, daß ich hier so viel Liebe besitze, wie es sich jetzt zeigt. Von der Hochschule kamen sie auch gleich und schreien, daß ich nicht hier bleibe, ich gehörte ja doch hierher!!!
Dank für die neuen Korrekturen – sie zeugen aber entschieden gegen Deine Äußerungen (mich zu beruhigen).
Ich darf nicht mehr plaudern, mein Arm!
Gedenke meiner zuweilen, und sende mir ab und zu eine Karte, bitte – ich begleite Dich mit dem alten treuen Herzen.
Deine Clara.
Die Kinder grüßen und wünschen das Schönste.
|