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ID:
23249

Geschrieben am:
Samstag 29.11.1879

Frankfurt a./M., den 29. November 1879.

Lieber Johannes,

deinen Brief erhielt ich in Breslau, als ich eben meinen an Raff weggeschickt hatte. Du siehst also, daß ich meine „frauenzimmerlichen Bedenken“ ohne Deine Mahnung schon besiegt hatte. . . . . Es ist eine recht fatale Geschichte, und wünschte ich doch sehr, daß sie gütlich beigelegt würde; ein Skandal wäre mir entsetzlich.

Es naht der Moment, wo mir endlich auch Dein Violinkonzert von Joachim zu hören beschieden ist. – Am 5. spielt er es hier. Sehr hoffe ich dann auch auf die Sonate mit ihm.

In Breslau warten sie auf Dich mit der dritten Symphonie für Deinen Doktor! Was mag daran wohl wahr sein? –

Kalbeck habe ich nun kennen gelernt, und finde, es vereinigen sich bei ihm manche Eigenschaften, die mir zu der bewußten Arbeit sehr günstig scheinen. Es ist aber nicht leicht, eine solche Vertrauenssache einem ganz Fremden zu übergeben.

Für heute leb’ wohl, laß bald von Dir hören Deine

alte

Clara.

P. S. Entschuldige die doppelten Handschriften. Der eine Sekretär wurde abgerufen. – Die Kopien sende mir bitte zurück. – Amüsant ist doch, daß Raff genau so höflich geschrieben, wie Du voraussagtest, – freilich ohne Erledigung der Sache.

Hast Du irgendwelche Engagements in Deutschland angenommen? Das wüßte ich doch gern.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Frankfurt am Main

Empfänger:

Brahms, Johannes (246)

Empfangsort:
Wien

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
Seite: 1554ff.

Standort/Quelle:^*)

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	23249
Geschrieben am:	Samstag 29.11.1879	Frankfurt a./M., den 29. November 1879. Lieber Johannes, deinen Brief erhielt ich in Breslau, als ich eben meinen an Raff weggeschickt hatte. Du siehst also, daß ich meine „frauenzimmerlichen Bedenken“ ohne Deine Mahnung schon besiegt hatte. . . . . Es ist eine recht fatale Geschichte, und wünschte ich doch sehr, daß sie gütlich beigelegt würde; ein Skandal wäre mir entsetzlich. Es naht der Moment, wo mir endlich auch Dein Violinkonzert von Joachim zu hören beschieden ist. – Am 5. spielt er es hier. Sehr hoffe ich dann auch auf die Sonate mit ihm. In Breslau warten sie auf Dich mit der dritten Symphonie für Deinen Doktor! Was mag daran wohl wahr sein? – Kalbeck habe ich nun kennen gelernt, und finde, es vereinigen sich bei ihm manche Eigenschaften, die mir zu der bewußten Arbeit sehr günstig scheinen. Es ist aber nicht leicht, eine solche Vertrauenssache einem ganz Fremden zu übergeben. Für heute leb’ wohl, laß bald von Dir hören Deine alte Clara. P. S. Entschuldige die doppelten Handschriften. Der eine Sekretär wurde abgerufen. – Die Kopien sende mir bitte zurück. – Amüsant ist doch, daß Raff genau so höflich geschrieben, wie Du voraussagtest, – freilich ohne Erledigung der Sache. Hast Du irgendwelche Engagements in Deutschland angenommen? Das wüßte ich doch gern.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Frankfurt am Main
Empfänger:	Brahms, Johannes (246)
Empfangsort:	Wien
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 3 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-014-8 Seite: 1554ff.

Standort/Quelle:^*)
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla