Interlaken, den 6. August 1894.
Lieber Johannes,
das war doch gar freundlich von Dir, daß Du nach Wien schriebst – so viel hatte ich Dich nicht bemühen wollen, habe Dank, herzlichsten! Den Brief sende ich Dir nächstens – wir haben ihn mit Vergnügen gelesen. Ob nun das Harfenklavier angeschafft werden wird? An die Poesie des Tones wird hier wohl kaum gedacht, aber Kraft wird doch verlangt, und diese hat ja das Instrument auch nicht! – Eugenien hast Du sehr beglückt, – sie schreibt Dir selbst nächstens. An Deinen Studien sitzt sie täglich, ich muß immer warnen vor den gar zu komplizierten. An ihrem Spiel habe ich aber viel Freude, sie spielt so musikalisch fein. Schade, daß sie in ihrer Jugend nicht so kräftig war wie jetzt, sie hätte mehr üben müssen. In den Liedern schwärmen wir auch! So wie Du wäre niemand imstande, sich den Melodien anzuschmiegen – wundervoll ist es! –
In Nr. 17 fiel mir auf, da steht Seite 8, Syst. 3 im 1. Takt ein vor g; sollte das nicht etwa ein sein, vorbereitend das ges im 2. Takt? Es klingt mir sehr gut? Dann Nr. 49, S. 18, Syst. 3, 1. Takt, das ist doch wohl im Basse a, wie im darauffolgenden Takte? . . . .
So denn für heute adieu! Den Goethe-Kenner überlasse ich doch lieber Dir, als die Damen, die Dich übrigens enthusiastisch grüßen lassen.
Wie immer herzlichst
Deine alte
Clara.
[Umschlag]
Herrn
Dr Johannes Brahms.
Bad
Ischl.
Oesterreich.
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