23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 2549
Geschrieben am: Dienstag 26.11.1850
 

Geehrtester Herr

Die Unterzeichneten glauben einer übernommenen Pflicht zu genügen, indem sie Ihnen von dem gegenwärtigen Stande der Angelegenheiten der Bachgesellschaft Nachricht geben und daran einige Vorschläge knüpfen. Hier in Leipzig ist bis jetzt die Zeichnung von 139 Exemplaren bekannt geworden, unter diesen 20 vom König von Preußen. Da sich erwarten läßt, daß durch die Bemühungen der Mitglieder an manchen Orten, von denen noch weniges erst zu unserer Kunde gelangt ist, ein entsprechendes Resultat erzielt werde, so darf man wohl hoffen, daß das Unternehmen als gesichert anzusehen sei, und die Publicationen mit Anfang nächsten Jahres begonnen werden können. Wenn damit der Beginn der Herausgabe ein einigermaaßen bedeutender und umfassender werde, sind freilich noch große Anstrengungen erforderlich, und es wird nicht nöthig sein darauf aufmerksam zu machen, daß der Eifer der einzelnen Sammler ganz besonders nöthig ist um die Zahl der Unternehmer zu mehren. Um von unserer Seite zu thun, was in unseren Kräften stand, haben wir uns an sämmtliche regierende Herren, ferner an die Bibliotheken und musikalischen Vereine, endlich an eine Anzahl Musikfreunde in Deutschland mit der directen Bitte um Unterzeichnung gewandt, wir haben auch im Ausland namentlich in England, Frankreich, Holland, Belgien und Amerika, so weit unsere Verbindungen reichen, durch geeignete Personen unser Werk zu fördern gesucht, und möglichst dafür gestrebt, daß bis Ende dieses Monates die Resultate vorliegen mögen. Wir richten auch an Sie die Bitte, bis zu diesen Zeitpunct, oder doch spätestens bis Mitte December uns gefälligst von dem Erfolge Ihrer Bemühungen in Kenntniß zu setzen. Da es nunmehr unumgänglich nothwendig sein wird, der Bachgesellschaft eine bestimmt Form und Organe zu geben, durch welche der Zweck derselben, die Herausgabe von Bach’s Werken, am besten und sichersten gefördert werden kann, so haben wir es für das geeignetste gehalten, einen Statutenentwurf zu machen und Ihnen denselben, wie er aus unserer vorläufigen Berathung hervorgegangen ist, zur Beurtheilung vorzulegen. Um über denselben und die definitive Gestaltung der Gesellschaft Beschluß zu fassen, wird eine mündliche Besprechung erforderlich sein, und wir erlauben uns Sie hierdurch zu einer hierselbst im kleinen Saale des Gewandhauses abzuhaltende Zusammenkunft
auf Sonntag, d. 15. December d. J. 3 Uhr ergebenst einzuladen. Sollten Sie zu unserem Bedauern verhindert sein an dieser Versammlung Theil zu nehmen, so dürfen wir doch die zuversichtliche Bitte an Sie richten, uns Ihre Bemerkungen über den Statutenentwurf mitzutheilen und, falls Sie mit den wesentlichen Bestimmungen desselben einverstanden sind, den einliegenden Wahlzettel ausgefüllt rechtzeitig unter Adresse „An die Bachgesellschaft zu Leipzig“ einzusenden.

Leipzig, am 26. November 1850.

Hochachtungsvoll
C.F. Becker. I. Moscheles
Breitkopf u Härtel M. Hauptmann
Ferdinand David Julius Rietz.
Otto Jahn


[BV-E, Nr. 4058:] Bachgesellschaft [Versand:] fr. [beantwortet:] NB.

  Absender: Bachgesellschaft (125)
  Absender-Institution: Bachgesellschaft
  Absendeort: Leipzig
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 20
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Leipzig 1830 bis 1894 / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller und Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-030-8
476ff

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 22 Nr. 4058
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.