Düsseldorf d. 30 Dec. 1860
Liebste Emilie,
einige Zeilen des innigsten Dankes muß ich Euch Allen doch senden, kann es auch nur dies sein, denn ich bin furchtbar beschäfftigt.
Wie reich, wie liebevoll fürsorglich habt Ihr meine Julie beschenkt! müßte ich nicht eigentlich darüber zürnen? Ihr |2| thut so Vieles an dem Kinde, und nun beschenkt Ihr sie auch noch so überreich! zu meiner Freude las ich aus ihrem Briefe wie sehr sie Euere Güte empfindet, wie sie wenigstens das ernste Bestreben hat Euch ihre Dankbarkeit zu beweisen. Nun, Ihr wißt, bei Kindern muß Einem schon Dies etwas sein, denn, bleibt doch bei uns Aelteren die That immer hinter dem Willen zurück, um wie viel mehr bei jungen Leuten.
|3| Für das Bildchen meiner Julie herzlichen Dank! Leider nur finde ich es gar nicht gut, so furchtbar ernst und fremd schaut es mich an. Ich schicke Julie ein kleines Bild von mir – es wird sie freuen! Euch wollte ich es nicht schicken – Ihr habt ja das Schöne von Hanfstaengel.
Bitte, liebste Mila, sage doch Allen 1 000 Dank von mir! hätte ich doch einen Blick zu Euch thuen können! ein recht trauriger war der Weihnachtsabend für mich. Ich bin immer so froh, wenn |4| diese Zeit vorüber!
Willst Du Elise woll [sic] sagen, daß ich das Medaillon mit Kette zur Confirmation f. Julie nächster Zeit schicke.
Ein recht frohes Neujahr Euch Allen wünscht, ┌und┐ umarmt Euch Alle in herzlichster Dankbarkeit
Deine alte
Clara.
NB. Meine Pläne: d. 6ten Concert in Barmen, d. 8 in Cöln, d. 11 und 14ten in Hamburg, d. 16 in Altona, d. 20 Hannover, d. 24 Osnabrück d. 26 bis 3 Februar Concerte in der <H> Stadt und bei Hofe in Detmold, von da n. Düsseldorf Vorbereitungen zur Reise nach Belgien, Abgang dorthin d. 10ten Febr. ect. ect. Du siehst, eine schwere Zeit habe ich vor mir. Verzeiht mir, wenn ich nicht schreibe.
An Rheinberger kann ich jetzt unmöglich schreiben – ich weiß nicht wo mir der Kopf steht.
|