Düsseldorf d. 12 Octbr 1863.
Meine liebe Elise,
habe ich gleich jetzt schrecklich viel zu thuen, so will ich doch nicht säumen meinem Herzens-Drange zu folgen, und Dir und der guten Mila mit einigen Zeilen wenigstens zu danken für all Euere Liebe. Wie ist es mir so lieb, daß ich nun doch weiß <> wo und wie Ihr hauset, und erkenne ich auch Deinen Schmerz recht als einen großen, so ist es mir für Dich doch immer ein |2| Trost, daß Du die theilnehmendste aufopferndste Schwester Dir zur Seite hast – wäre mir doch solch ein Glück auch beschieden, wie fühlt man sich doch so ganz anders, hat man ein mitempfindendes Wesen immer um sich. – Ich hoffe sehr, daß Du Dich bald heimisch in Deinem schönen Hause fühlst, und die Freude an Deinem Verein Dir bald wieder erheiternde Stunden schafft – und, sind es auch nur Stunden, so ruht doch die Seele aus dabei, und das thut schon wohl.
|3| Unsere Rückreise war schrecklich! da wir die Billets nur bis Stuttgart bekommen konnten, so hatten wir furchtbare Umstände mit unserem Gepäck; wir kamen überall zu spät an, wo Wagenwechsel statt fand, so daß die Koffer nirgends umgeschrieben werden konnten, und wir nur immer um Gottes willen baten, daß man sie mitnahm – erst in Baden konnten wir nachbezahlen, wir kamen dort halb todt vor Hunger, Durst und Hetzerei an – sechs mal haben wir den Wagen gewechselt. Doch genug davon!
Willst Du so gut sein, |4| inliegendes sicher zu besorgen, es ist wegen Mad. Viardot, die sehr gern den Orpheus in München sänge, was ich Lachner schrieb.
Julie ist nun in Guebwiler, Elise in Gräfenbach, und Marie und ich hier, nachdem wir in Baden zwei Tage furchtbar gearbeitet haben. Erst jetzt bei’m Scheiden auf so lange Zeit fühlte ich, wie lieb mir die neue Heimath geworden, denn es wurde mir der Abschied schrecklich schwer.
Jetzt lebt wohl Ihr Lieben, laßt mich bald von Euch hören immer per Adr. Frl. Rosalie Leser in Düsseldorf. Gedenkt liebend
Euerer getreuen
Clara.
H. Klems wollte Dir selbst schreiben. Juliens Brief wegen des Rucksacks erhielt doch Hedwig?
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