23.01.2024

Briefe



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ID: 26780
Geschrieben am: Sonntag 02.07.1871
 

Baden d. 2 July 1871.
Meine theuere Emilie,
einen Gruß noch nach Carlsbad will ich Euch so gern noch senden. Wie mag die Cur der lieben Elise bekommen? Hedi schrieb mir, daß Ihr schon sehr bald nach Schönau geht. Von ihr wirst Du erfahren haben, daß mit den Sendungen nun Alles in Ordnung ist, und daß ich ihr ein Liedchen von Robert geschickt habe. |2| Es ist eine eigne Sache mit solch ’nem Unternehmen! man weiß nicht, in wessen Hände die Sachen kommen, und so hält man doch Manches was Einem lieb ist zurück, während man es einem lieben Freunde, oder besonders begabten Schüler von Herzen gern gäbe! –
Wegen Schubert’s Handschrifft scheint mir das Beste Herrn v. Spina in Wien (Musikalienhandlung am Graben) zu bitten, Dieser hat viele Handschrifften, da er ja die Werke zum größten Theil gedruckt hat.
|3| Das Wetter hat sich nun zum Besseren gewendet, und so wollen wir dann gegen Ende dieser Woche nach St. Moritz, wohin ich Dich bitte mir Nachricht von Euch zu geben, wenn Du ’mal eine ruhige Stunde hast. Adresse: Im Dorfe St. Moritz ┌Engadin┐, Pension Wettstein.
Heute kommt Elise und Felix – beide gehen mit mir, auch Marie und Eugenie. Ferdinand, der neulich in Berlin mit eingezogen ist, kommt erst am 22 d. M. los, und reist dann gleich direct zu Julie, was ja später nicht mehr anginge. Ich |4| will nur wünschen, daß er sie noch einige Tage hat. Ist es auch wenig, so ist es doch besser wie gar nicht sehen! Der Krieg soll dem Ferd. ausgezeichnet bekommen sein, und hat auch sonst vortrefflichen Einfluß auf ihn gehabt, namentlich ist alle ┌übergroße┐ Pedanterie, die er hatte, und alle Ansprüche auf einen gewissen Comfort verschwunden. Er ist höchst zufrieden mit Allem! Du kannst Dir denken, wie mich das freut – es ist mir so sehr nach meinem Sinne.
Vom Ludwig habe ich schreckliche Nachrichten, es ist entsetzlich, er spricht kein klares Wort mehr. Welch ein Schmerz ist mir das! –
Leb nun wohl, meine theuere Mila! sollte keine Hoffnung für den Herbst auf einen Besuch von Dir sein? wenn es Elisen so viel besser geht? grüße sie vielmals und seyd Beide umarmt von Deiner alten Clara.
Das ist ja ein horrenter Preis den Ihr zahlt! mich hat meine sehr hübsche Wohnung die ganze Zeit nicht so viel gekostet.
Schreibe mir ein wenig wie Ihr gelebt, wo Ihr bei schönem Wetter gefrühstückt habt? Wir gingen häufig in den Freundschaftssaal da war es so schön still.
[Umschlag]
Fraeulein
Emilie List.
Per Adresse: Frau von Pacher
in
Carlsbad
in
(Böhmen.)
Alte Wiese
beim blauen
Hecht.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Baden-Baden
  Empfänger: List, Emilie (962)
  Empfangsort: Karlsbad
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
517ff.

  Standort/Quelle:*) Slg. Cornides 134a/b
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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