23.01.2024

Briefe



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ID: 26811
Geschrieben am: Montag 30.12.1878
 

Frankfurt a/m d. 30 Dec. 1878.
Liebste Elise! Du siehst ich wollte Dir eigenhändig schreiben, aber es ist mit meinem Arme nicht ganz sicher und da will ich denn lieber vernünftig sein. Diese Zeilen sollen Euch meine innigsten Wünsche zum neuen Jahr aussprechen, möchtet Ihr es ganz befreit von Euerer Erkältung antreten. Ihr solltet wirklich nächsten Sommer einmal ein Abhartungscur [sic] gebrauchen, einmal etwas in die hohen Berge gehen! Laßt mich doch hören wie Ihr den Weihnachtsabend verbracht habt. Bei uns ging er nicht so still vorüber, als ich erst gedacht, Felix war trotzdem er recht unwohl war |2| den ganzen Abend bei uns unten und nach unserer Bescherung zündeten wir den Baum nochmals an, für sechs meiner Schülerinnen, die nicht hatten nach Hause reisen können und denen wir den Abend gern etwas gemüthlich machen wollten. Das Plaisir der jungen Mädchen zu sehen war wirklich ein Vergnügen.
Leider geht es seit der letzten Woche recht viel schlechter mit Felix, er hustet beständig und schläft trotz der starken Mittel fast gar nicht. Es ist ein furchtbar betrübender Anblick und bedarf es wirklich aller Kraft um daß man seinen taglichen [sic] Beschäftigungen |3| nachgeht.
Lenbach schrieb mir dieser Tage daß er nun das Bild schicken werde, wollt Ihr es Euch nicht einmal ansehen? Ich sprach ihm ja von Euch, und kennt er Euch. Habt Ihr die kleine Fotografie am Klavier? wenn nicht so schicke ich sie Dir. D<as>ie Fotografie, welche Hanfstängl für seine Gallerie gemacht, ist die schönste, die noch jeh von mir gemacht worden ist, leider ist die Anordnung des Mantels sehr theatralisch, aber da war nichts mit ihnen anzufangen, sie bestanden darauf.
Nächster Tage erwarten wir Levi hier, ich hoffe er bringt mir Grüße von Euch.
|4| So lebt denn wol für heute meine lieben alten Freundinnen, grüße die liebe Hedi und ihren Mann mit herzlichsten Wünschen, auch Fritz wenn er bei Euch ist, und bleibt gut
Euerer alten
Clara.
P. S. Grüßt mir doch auch die liebe Lina, wäre es ihr doch vergönnt den Ernst des Lebens weniger schwer zu tragen, durch Freude an ihren Kindern.
Die Kinder grüßen sehr!

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Pacher, Elise von, geb. List (1162)
  Empfangsort: München
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
609ff.

  Standort/Quelle:*) Slg. Cornides 167a/b
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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