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ID:
26819

Geschrieben am:
Samstag 14.08.1880

Schluderbach (Ampezzothal) d. 14 Aug. 1880.

Meine theuere Emilie,

ich bin so entsetzt über Deine Nachricht, daß ich noch kaum Worte zu finden weiß.

Ihr armen, geprüften, ach, und die Mutter! was ist es für ein Mutterherz ein solches Unglück! nicht ’mal die Leiche des Kindes zu haben. Die arme Lina – man kann den Schmerz gar nicht |2| ausdenken! und nun die Lage für Dich und Hedi, nichts Euch merken zu lassen gegen Elise, ihr heiter erscheinen zu müssen bei solchem Unglück! – Wie empfinde ich all das Schreckliche mit Euch! –

Bitte, theile mir per Correspondenzcarte Lina’s Adresse mit – ich muß ihr ein Wort sagen, es giebt ja keinen Trost für sie, aber Theilname |3| thut dem blutenden Herzen doch immer einen Augenblick wohl.

Marie sendet auch ihre theilnamvollsten Grüße – wir sind Beide ganz erschüttert.

Ich bleibe bis 21ten sicher hier, dann will ich Frl. Werner am Wörther See besuchen – was weiter, ist noch unbestimmt. Dich in München nicht zu sehen, ist mir recht hart, aber nach Tegernsee |4| kann ich nicht kommen, fühle mich nicht stark und kräftig genug die liebe theuere Elise wieder zu sehen.

Leb wohl.

Treu Deine

alte

Clara.

Volklands senden Dir die Versicherung ihrer wärmsten Theilname.

Dank für Deine Berichte, mit denen Dich belästigt zu haben mir leid thut! Dank auch für die Besorgung der Tasche.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Schluderbach

Empfänger:

List, Emilie (962)

Empfangsort:
München

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
Seite: 622ff.

Standort/Quelle:^*)
Slg. Cornides 177

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	26819
Geschrieben am:	Samstag 14.08.1880	Schluderbach (Ampezzothal) d. 14 Aug. 1880. Meine theuere Emilie, ich bin so entsetzt über Deine Nachricht, daß ich noch kaum Worte zu finden weiß. Ihr armen, geprüften, ach, und die Mutter! was ist es für ein Mutterherz ein solches Unglück! nicht ’mal die Leiche des Kindes zu haben. Die arme Lina – man kann den Schmerz gar nicht \|2\| ausdenken! und nun die Lage für Dich und Hedi, nichts Euch merken zu lassen gegen Elise, ihr heiter erscheinen zu müssen bei solchem Unglück! – Wie empfinde ich all das Schreckliche mit Euch! – Bitte, theile mir per Correspondenzcarte Lina’s Adresse mit – ich muß ihr ein Wort sagen, es giebt ja keinen Trost für sie, aber Theilname \|3\| thut dem blutenden Herzen doch immer einen Augenblick wohl. Marie sendet auch ihre theilnamvollsten Grüße – wir sind Beide ganz erschüttert. Ich bleibe bis 21ten sicher hier, dann will ich Frl. Werner am Wörther See besuchen – was weiter, ist noch unbestimmt. Dich in München nicht zu sehen, ist mir recht hart, aber nach Tegernsee \|4\| kann ich nicht kommen, fühle mich nicht stark und kräftig genug die liebe theuere Elise wieder zu sehen. Leb wohl. Treu Deine alte Clara. Volklands senden Dir die Versicherung ihrer wärmsten Theilname. Dank für Deine Berichte, mit denen Dich belästigt zu haben mir leid thut! Dank auch für die Besorgung der Tasche.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Schluderbach
Empfänger:	List, Emilie (962)
Empfangsort:	München
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 8 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-019-3 Seite: 622ff.

Standort/Quelle:^*)	Slg. Cornides 177
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla