Frankf. d. 20 Nov. 1881.
Liebe Emilie,
das sind ja recht traurige Nachrichten, die ich von Dir erhalten – was habt Ihr wieder für schlimme Zeiten gehabt, und, leider ja noch immer! Ich bin aber doch herzlich froh, daß Du und Hedi wieder bei Wege sein werdet, wenn ich komme. Ich habe gestern Levi für den 14 Dec. zugesagt f. d. Odeon Concert. |2| Ich muß doch endlich ’mal mein Versprechen erfüllen – Du weißt wohl, ich hatte es vor’m ┌Jahr┐ gegeben u. schrieb wegen England ab. Ich denke am 11ten schon nach München zu kommen, damit ich mich von der Reise gut ausruhe. Gebe nur der Himmel, daß diesmal nichts dazwischen kommt – ich fürchte im Winter so sehr die Erkältungen! –
Vergangene Woche habe ich in Hannover u. die Woche zuvor in |3| Hamburg gespielt, und es ist alles sehr geglückt – das gab mir Muth Levi jetzt zuzusagen.
Elise ist schon Mitte Septbr wieder nach New York wo der älteste Junge leider gleich wieder Malaria bekommen hat, überhaupt beide Kinder recht unwohl sind, während sie sich hier so sehr erholt hatten – es scheint sie vertragen die Luft dort schlecht, obgleich sie doch dort geboren sind.
Ferdinand geht es jetzt |4| besser, obgleich noch immer nicht gut. Doch, liebste Mila, ich darf ja hoffen Dir bald mündlich zu erzählen, das ist besser als alle Briefe. Erhole Dich nur recht und der lieben Hedi wün¬sche ich das auch. Die Arme, wie oft ist sie krank, u. sieht doch so kräftig aus. Grüße sie herzlichst, auch Lina und die arme Elise – ach, wäre ihr doch zu helfen – welche Prüfungen sind Euch auferlegt, die Schwersten sind solche, wo alle menschliche Hülfe scheitert. Leb wohl, und sey’ um¬armt bis auf baldiges Wiedersehen von
Deiner alten Clara.
[Umschlag]
Fräulein
Emilie List.
in
München
Gartenstrasse
Nro 35.
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