Eilsen bei Bückeburg, 1<>5/7 48.
Meinen herzlichsten Dank, bester Herr Doctor! für Ihre gütige Sendung wie für Ihr freundliches Schreiben, wodurch Sie mir, wie Sie leicht begreifen werden, eine große, große Freude bereitet haben. Leider habe ich das Trio noch nicht eigentlich gehört, indem ich es erst einige Tage vor meiner Abreise hieher erhielt, doch habe ich durch das bloße Durchspielen am Claviere bereits so mannichfache Schönheiten entdeckt, daß ich nur um so <neu> begieriger geworden bin, es mit Begleitung <> zu spielen. Solches hoffe ich denn auch nächstens in Leipzig zu können, wohin ich von hier aus gehen werde. Sicher werde ich dann auch einen kleinen Abstecher nach Dresden machen, um Sie zu besuchen, um Ihnen zugleich die übrigen drei Lieder, welche ich jetzt ebenfalls bearbeitet habe – Nichts Schönres, Die Minnesänger und Frühlingsglocken – und, falls es Sie interessirt, meine kürzlich vollendete Symphonie, welche ich sehr gerne nächsten Winter in Leipzig aufführte) vorzuspielen. – Die kleinen Aenderungen, welche Sie mir vorschreiben, werde ich auch demnächst machen und <auch> ebenfalls den Sonnenschein neu und einfacher bearbeiten; ich wiederhole Ihnen nochmals meinen Dank daß Sie mich so freundlich und aufmerksam auf das Mangelhafte in meiner Arbeit aufmerksam gemacht haben. Den Titel dächte ich etwa so zu stellen: Lieder von Robert Schumann (op 33, oder 36), für’s Pianoforte allein bearbeitet von Carl Reinecke. Vielleicht würde Ihre verehrte Frau Gemahlin mir erlauben, derselben diese Bearbeitung zuzueignen? Freilich ist es gar leicht, fremde Compositionen zu dediciren<,>!, doch wäre es vielleicht in diesem Falle nicht unpassend, und würde mich die Erlaubniß sehr glücklich machen. – Hier in Eilsen werde ich die Schlammbäder für meine Hand brauchen, welche noch dann und wann in Folge einer bösen Verstauchung, die ich mir vor reichlich 1 ½ Jahren durch einen Fall in Kopenhagen zuzog, leidet! Dessenohngeachtet werde ich hier am Montage ein Concert veranstalten. Gegen Ende dieses Monates denke ich jedenfalls bei Ihnen zu sein. Für den Brief an Fräulein Harriet Parish danke ich Ihrer Frau Gemahlin recht sehr; ich war am vergangenen? Nienstedten??, um ihn abzugeben, welches mir aber nicht gelang, indem Fräul. Parish vor einigen Tagen nach Heidelberg abgereist war; in etwa 3 Wochen wird sie wieder in Hamburg sein, und hielt ich es deshalb für gerathener den Brief bis dahin bei mir zu behalten, um ihn dann persönlich in ihre Hände legen zu können. – In Hamburg hatte ich zuletzt Skizzen zu einem Pianoforte-Konzert entworfen[,] doch liegt es jetzt ruhig in der Mappe, da ich hier das dolce far niente recht eigentlich genieße, welches mir überdies wohl recht nöthig ist, da ich in letzter Zeit, wahrscheinlich in Folge zu angestrengten Arbeitens, an Brustschmerzen litt.
Mit den herzlichsten Grüßen und in der Hoffnung baldigen Wiedersehens
ganz der Ihre
Carl Reinecke
[BV-E, Nr. 3491:] C. Reinecke. [beantwortet:] NB. [Versand:] fr.