23.01.2024

Briefe



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ID: 4905
Geschrieben am: Dienstag 04.10.1842
 

Hochgeehrtester Herr Doctor!
Von den Beethovenschen Sinfonien, ist wohl an verschiedenen Orten, aus dieser und jener ein Satz für sogenannte Harmonie-Musik arrangirt worden, und noch obendrein von Sachunkundigen und aus dem Clavier-Auszuge, wie ich aus einigen dieser mir zu Gesicht gekommenen Bruchstücken ersehen habe. Daß nun eine solche Zerstückelung dieser für ewige Zeiten geschriebenen Tonwerke bei allen Kunstfreunden Indignation erregt, das ist wohl außer allem Zweifel. Darum habe ich mich um so lieber dazu entschlossen, da durch die in neuerer Zeit gemachten Vervollkommnungen der Clarinetten und Baßinstrumenten es möglich geworden ist, diese Werke fast eben so bequem mit dieser Gattung Musik als mit Saiteninstrumenten aufzuführen, die sämmtlichen Sinfonien, |2| (exclusive der 9ten) dieses Meisters, aus den Orchester-Partitur[en] vollständig für Infanterie-Musik zu übertragen. – Da mit meinem Wissen dieselben in dieser Gestalt noch nicht erschienen sind, so wäre es gewiß höchst wünschenswerth, daß sich einer der Herrn Originalverleger zu deren Herausgabe verstände. Ich bin fest überzeugt, daß der Unternehmer vollkommen seine Rechnung dabei findet, indem jeder Musikdirek[tor,] der es mit der Kunst redlich meint, gewiß nicht säumen wird, sich in den Besitz dieser Kunstschätze zu setzen.
Ich wage daher an Sie mein Hochgeehrtester Herr Docto[r] die ergebenste Bitte: mir gütigst zu erlauben, Ihnen einige dieser Sinfonien in Partitur senden zu dürfen, und im Fal[le] Sie dieselben zweckmäßig eingerichtet finden, die Herrn Verleger öffentlich darauf aufmerksam zu machen, und insofern mein Projeckt unterstützen zu helfen. – Solten nun Ew Wohlg[eboren] geneigt sein meine Bitte erfüllen zu wollen, so haben Sie die Gewogenheit; in der ersten Nr der neuen Zeitschrift für Musik, welche nach Empfang dieses erscheint, folgende paar Worte zu setzen |3| „Die Partituren aus F. sind willkommen“.
Ihrer gütigen Antwort entgegen sehend habe ich die Ehre zu sein
Ew. Wohlgeboren
Ganz ergebenster Diener
J. H. Nau
Musikmeister
im 2ten Kurhess. Infant. Regiment.
Fulda d 4ten October 1842









  Absender: Nau, Johann Heinrich (1113)
  Absendeort: Fulda
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort: Leipzig
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 26
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Süddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka, Thomas Synofzik, Eva Katharina Klein und Michael Beiche / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2024
ISBN: 978-3-86846-051-3
709ff.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 14 Nr. 2368
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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