Berlin d 7 Aug. 1839
Geliebtester Schweiger!
Als solcher sollen Sie eine liebenswürdige stumme Rolle in meiner Novelle spielen, die ich vielleicht bald einmal anfangen werde. Den Tag, nach dem Sie fort waren (Freitag) wachte ich sehr früh auf; Sie mußten eben in Wittenberg sein, und ich dachte mir Sie, wie Sie mit dem kleinen Augenglase und schmunzelnder Lippe die nüchternen Waschbecken, die langen weißen Handtücher, und den dünnen Morgenkaffee des Wittenberger Posthauses musterten, – denn diesen dreien Gewalten entgeht man als Leipzig–Berlin oder umgekehrt Reisender auf keinen Fall. Frau Schloßcastellan. Was meinen Sie Herr Kerckow? Herr Kerckow (mit großartiger Galanterie) Wie Sie meinen Madam Gebenroth! Frau G. Ja Herr Kerchow, aber sie [sic] wissen – Herr Kerckow Freilich weiß ich Madam Gebenroth – Frau G. Ja soll ich’s wagen Herr Kerckow? Herr K. Ganz wie Sie befehlen Madam Gebenroth! (in infinitum) Die Scene war doch prächtig; ich ging neulich über den Schloßhof und sah mich überall nach Hrn Kerckow um, der gewiß in grader Linie vom Friedensrichter Schaal abstammt, um ihn nochmals nach dem Bilde des Prinzen Louis Ferdinand zu fragen, aber ich fand ihn nicht. – Beikommend noch ein Stück Correspondenz, was sich gleich an das was Sie noch haben anschließen mag. Vesques Oper Turandot hab ich noch nicht gesehen, werde auch wol nicht hinkommen; sie hat gar nichts gemacht, und es ist beim zweiten Mal schon ganz leer gewesen. Gehen Sie wohl einmal zu Härtel und fragen, ob mein Brief nebst Einlage an Dr. Eduard Hitzig eingegangen und ob ich nun nicht endlich definitive Antwort wegen Undine bekommen werde. Vergessen mir diesen Liebesdienst nicht. Haben Sie nun den Aufsatz im Freihafen gelesen? Eine kleine Bemerkung darüber in der Neuen wär mir angenehm. Werd’ ich die fehlende 4 Nummern des vorigen Bandes bald erhalten?
Ich muß fort. Hirschbach sah ich noch nicht wieder.
Adieu Bester! Ihr F. H. Truhn.
[BV-E, Nr. 1319:] Mit Correspondenz.
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