Frankfurt a/M d 28ten Dezember 1839.
Wohlgeborener sehr geehrter Herr!
In Folge einer Aufforderung <> von Seiten des Herrn Riefstahl bin ich so frei Ihnen Nachrichten über den hiesigen Zustand der Musik, zukommen zu lassen. Man kann sich unmöglich einen Begriff vom hiesigen Rezensentenwesen machen, es ist das Niedrigste, Feilste, das man kennen lernen kann, und ich schicke diese Bemerkung deßwegen voran, weil ich annehmen darf, daß Sie mein Raisonnement vielleicht ein wenig verwundern wird. Ich bin der erste der es seid [sic] 20 Jahren, hier in Frankfurt wagt, gegen Kapellmeister Guhr aufzutreten, u nach einem Kampfe mit dem gemeinsten Kaliber bin ich dazu gelangt Redakteur eines neuen Blattes zu werden, nachdem mir der hiesige Theaterdirektor Meck gesagt, er würde mir die hiesigen Organe sämmtlich versperren, weil ich früher in den hiesigen verkauften Journalen einige Kritiker zu Tage förderte. Verzeihen Sie daß ich Sie mit solchen Verhältnissen bekannt mache, ich möchte Ihnen gern ein Bild vom hiesigen Theaterwesen geben, müßte aber die Post, in dem Falle halb bereichern. Wenn sie meine Berichte aufzunehmen so gütig sind, so schreiben Sie mir gefälligst einige Zeilen darüber, oder schicken Sie mir, auf meine Kosten, mehrere gedruckte Exemplare nach der Aufnahme zu. Ich belästige Sie noch mit der Bitte Herrn Dr Kühne, wenn <> Sie befreundet mit ihm sind zu fragen, ob er mich zum freien Correspondenten über das hiesige Schauspiel annehmen wollte, Ich weiß daß ich in beifolgendem Aufsatze etwas zu breit geworden bin, allein, glauben Sie, ich möchte mir gern Luft machen, u kann nie genug sagen, um noch selbst zu befriedigen. Wahr ist's was ich Ihnen schreibe, das beschwöre ich bei meiner Ehre. Verzeihen Sie meine Unsauberkeit beim Schreiben, es ist eine Folge meiner jetzt gar zu überhäuften Arbeiten - es soll künftig schon besser werden.
Ihr ergebenster
Felix Bamberg
Red. des Frankfurter neuen Theater Journals
Quai N. 68.
Dem
Redakteur der neuen Leipziger
musikalischen Zeitung Herrn
Herrn Robert Schumann
Woh[?]
in
Leipzig.
[BV-E, Nr. 1445:] F. Bamberg [Versand:] unfr. [Bemerkung:] Mit Correspondenz.
[GN, NZfM XII/20: 6. März 1840, S. 80:] December […] 28. Frankfurt, v. B.
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