B. d 14/XI 39
Lieber Schumann!
Ich hab’ mir’s vorgestellt, daß meine ganze herrliche Schimpflunge und vollsaftige Gallenblase in den Druckschranken der „Neuen“ also zusammenschrumpfen würden, wie abermals beikommender Kreuz- und Quertodtschlag es verzeichnet. Ich weiß aber wirklich nicht wie ich’s nun ändern soll. Ueberdem habe ich jetzt gegen Ende der Ausstellung recht dringend u. viel zu thun und bin dazu sehr leidend, wie Ihnen Fräul. Kl. vielleicht schon gemeldet haben mag. Am besten, Sie lassen’s wie’s nun ist, aber den Namen Rellstab fort, und lassen’s wie es war. Das mit Franz Schubert hätt’ ich gern beibehalten, und glaube nicht, daß man in einem Blatte wie Ihres so ganz ohne Grazie und Faustendick dreinschlagen darf. Ein paar Blumen um die Keulen gewunden schadet ja nichts, u man kann dem Besiegten die Waffe geschmackvoller unter die Nase reiben. Beikommend die Recension über das Taschenbuch „Orpheus“, die Ihnen hoffentlich lieb sein wird. Müller Burgmüllert noch immer, fast wär’ es schon bei mir gewesen. Fertig ist er aber, und ich glaube es liegt nur noch am Abschreiben. Ich fürchte nun ernstlich, daß der alte W. den Verstand verliert. Der Brief an den alten Behrends übertrifft alles. Was ist das für ein Mann! Der B. hat mir geschrieben er will mit nach Dresden; der wird den alten W. recht trösten und beruhigen. Adieu! Adieu! lieber Freund! Kommen Sie doch bald einmal her.
Ihr
F. H. Truhn
Die 16 Briefe die Friese mir geschickt sind besorgt. Friese’s Brief hab’ ich als Antwort meines letzten an ihn mehr als Arkanisch gefunden.
H. T.
Nennen Sie meine kl. Mittheil. etwa „Pausenbüßer eines alten Paukisten“. Oder wie Sie wollen.
[BV-E, Nr. 1404:] Mit Aufsatz über Orpheus.
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