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ID:
6222

Geschrieben am:
Mittwoch 14.03.1855

Theurer Freund,

Heute früh kam mir Ihr lieber Brief; die größte Freude haben Sie mir dadurch gemacht.

Ihrer Frau mußte ich leider Ihren letzten Brief an Sie noch nach Berlin schicken, ich hätte ihn lieber hier übergeben.

So muß ich denn auch diesmal noch die Verantwortung des Notenpapiers wegen übernehmen, paßt es Ihnen?

Es ist wohl etwas weitläufig, aber |2| Bayrhofer hatte nicht 15 liniges. Die Capricen von Paganini schicke ich mit, es freut mich recht, daß Sie <S>sich die Arbeit gewählt haben, die so wenig anstrengend für Sie ist u. doch anregend.

Viel werden Sie wohl dabei des herrlichen Joachims Spiel gedenken.

Von der Rhein-Ouverture fand ich kein Exemplar vor, wenn Ihre Frau zurückkommt werden wir dafür sorgen.

Sie dachten so freundlich meiner fis moll Sonate, da lege ich sie denn auch bei. Ja, ich kann nicht widerstehen auch mein erstes Liederheft beizulegen ich bitte Sie, die Sachen so liebevoll |3| und nachsichtig anzusehen, wie früher.

Die Balladen dachte ich eigentlich Senff anzubieten u. Härtels lieber einmal ein größeres Werk. Doch möchte ich die Balladen nicht allein herausgeben.

Sie wissen wohl, ein Dichter bietet nicht gern zu kargem Tisch, er bringt gern viel u. reich, so reich er kann.

Seien Sie denn recht herzlichst gegrüßt von mir, Frl. Bertha u. Ihren Kindern.

In inniger Liebe u. Verehrung

Ihr

Johannes.

Düsseldorf März 1855.

Absender:
Brahms, Johannes (246)

Absendeort:
Düsseldorf

Empfänger:

Schumann, Robert (1455)

Empfangsort:
Endenich

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
Seite: 330ff.

Standort/Quelle:^*)
GB-Ob, s: Ms. M. Deneke Mendelssohn c. 1, fols. 27-28; Abschrift: D-B: Mus.Nachl. K. Schumann 7,36

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	6222
Geschrieben am:	Mittwoch 14.03.1855	Theurer Freund, Heute früh kam mir Ihr lieber Brief; die größte Freude haben Sie mir dadurch gemacht. Ihrer Frau mußte ich leider Ihren letzten Brief an Sie noch nach Berlin schicken, ich hätte ihn lieber hier übergeben. So muß ich denn auch diesmal noch die Verantwortung des Notenpapiers wegen übernehmen, paßt es Ihnen? Es ist wohl etwas weitläufig, aber \|2\| Bayrhofer hatte nicht 15 liniges. Die Capricen von Paganini schicke ich mit, es freut mich recht, daß Sie <S>sich die Arbeit gewählt haben, die so wenig anstrengend für Sie ist u. doch anregend. Viel werden Sie wohl dabei des herrlichen Joachims Spiel gedenken. Von der Rhein-Ouverture fand ich kein Exemplar vor, wenn Ihre Frau zurückkommt werden wir dafür sorgen. Sie dachten so freundlich meiner fis moll Sonate, da lege ich sie denn auch bei. Ja, ich kann nicht widerstehen auch mein erstes Liederheft beizulegen ich bitte Sie, die Sachen so liebevoll \|3\| und nachsichtig anzusehen, wie früher. Die Balladen dachte ich eigentlich Senff anzubieten u. Härtels lieber einmal ein größeres Werk. Doch möchte ich die Balladen nicht allein herausgeben. Sie wissen wohl, ein Dichter bietet nicht gern zu kargem Tisch, er bringt gern viel u. reich, so reich er kann. Seien Sie denn recht herzlichst gegrüßt von mir, Frl. Bertha u. Ihren Kindern. In inniger Liebe u. Verehrung Ihr Johannes. Düsseldorf März 1855.
Absender:	Brahms, Johannes (246)
Absendeort:	Düsseldorf
Empfänger:	Schumann, Robert (1455)
Empfangsort:	Endenich
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 3 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-014-8 Seite: 330ff.

Standort/Quelle:^*)	GB-Ob, s: Ms. M. Deneke Mendelssohn c. 1, fols. 27-28; Abschrift: D-B: Mus.Nachl. K. Schumann 7,36
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla