Hochverehrte Redaction!
Wenn Sie die beiliegende Dichtung nicht ungeeignet finden, so stelle ich sie zu Ihrer Verfügung für die von Ihnen redigirte Neue Zeitschrift für Musik. Der Länge wegen dürfte die Abtheilung des Gedichts in die drey bezeichneten Abschnitte nothwendig werden. Für die zur gefälligen Begutachtung im Manuscript mitfolgenden zwey Compositionen: Das Wogengrab, und: Monolog aus Schillers Jungfrau von Orleans, wäre es freilich besser, wenn ich denselben einen gefeyerten, oder doch schon etwas akkreditirten Namen vorzusetzen hätte, denn, die Unbefangenheit Ihres Urtheils in allen Ehren, werden Sie doch zugestehn, daß es einen Unterschied macht, ob man mit günstigem Vorgefühl die Werke eines Lieblings Compositeurs zur Hand nehme, oder ob man sich beym Anblick eines wildfremden Namens denke: Das wird was Saubres seyn! – Nicht einmal unter Eskorte der Anempfehlung eines Ihrer Freunde, oder eines Künstlers von Ruf, sind nun meine musikalischen Versuche dem offenen Angriff der Kritik, ohne andern Schild, als das bischen eigene Gute, das sie enthalten mögen, blosgestellt, und einer davon muß sogar die Vergleichung mit Schillers unsterblicher Dichtung aushalten, ohne Beihülfe einer con amore vortragenden Sängerin, oder der |2| jugendlichen Begeisterung des Compositeurs – kaltblütig gelesen werden. Bei so wenig beruhigenden Umständen wage ich wenigstens die Bitte, sich durch irgend eine gerade Fortschreibung in halben Tönen zweier Dreiklänge, oder etwas dergleichen, wovon Sie, nach den Artikeln Ihrer Zeitschrift zu schließen, kein Liebhaber sind, nicht sogleich abschreken zu lassen, und Ihr Urtheil erst nach der Prüfung des Gesammteindrucks zu fällen.
Vogue donc ma galère! und möge es sich diesmal bewähren: favet audacis fortuna.
Dero
ergebenster
Ludwig R. v. Rittersberg
Prag am 20ten März 1837
P. S. Nach gepflogener Amtshandlung bitte ich ergebenst um Rücksendung der Composition durch dieselbe Gelegenheit an die Buchhandlung Dirnböck in Prag.
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