23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 6345
Geschrieben am: Sonntag 27.08.1837
 

Frankfurt a/m d 27sten August 1837.
Werther Herr!
Daß ich so lange nichts habe von mir hören lassen dürfen Sie mir nicht übel nehmen. Ich habe so sehr viel zu thun, daß mir selten nur eine Stunde für mich bleibt. Doch werde ich wieder fleißiger für Sie arbeiten.
Hierbei erhalten Sie eine kleine Entgegnung auf einen Aufsatz in Ihren Blättern, den ich Sie bitte so schnell wie möglich abzudrucken, da er so schon etwas spät kommt. Ich hätte ihn früher gemacht, hätte ich früher dazu die Veranlassung gefunden, diese ward mir aber erst vor einigen Tagen, wo mir der Zufall das Blatt Ihrer Zeitschrift in die Hände führte worin der Aufsatz von Dr. Becher stand. Dieser Herr hat mit nicht geringer Unverschämtheit Unwahrheiten in die Welt geschrieben, u. ich glaube es ist im Interesse der guten Sache, wenn man das <so> nicht so ganz mit Stillschweigen übergeht. Wer wird denn künftig noch Zeit u. Kräfte opfern, wenn jeder Hans Dampf solche Belohnungen ungerügt austheilen darf? ich gewiß nicht, u. mit mir viele Andere nicht. Noch ein anderes Interesse dürfen Sie vielleicht persönlich dabei haben. Es besteht zwischen Ries u. Mendelssohn eine Art Spannung. Die Veranlassung derselben ist die Direktion der Musikfeste. Wer sie veranlaßte weiß ich nicht. Sie H. Schumann betrachtet man aber als einen Anhänger Mendelssohn’s u. das Erscheinen des Artikel von Dr. B., der schon früher in Cölner Blättern stand, haben einige für eine Machination zu Gunsten Mendelssohns angesehen. Das kann Ihnen nicht angenehm sein u. Sie werden dagegen den besten Beweis geben, wenn Sie diese kleine Entgegnung abdrucken. Ich sage dies nicht um Sie dazu zu bestimmen, sondern um Sie auf etwas aufmerksam zu machen, welches Ihnen entgehen könnte.
Ich wünsche nicht, daß mein Name ganz ausgedruckt werde, da mir als Künstler jede Polemik nur Nachtheil bringen kann; geht es jedoch nicht anders, so hilft es nicht u. Sie können es thun. Sollten Sie den Aufsatz nicht abdrucken wollen, so bitte ich sehr ihn mir zurücksenden, da ich dann einen andern Weg einschlagen muß.
Grüßen Sie David, der am 31sten eintreffen wird, vielmal von mir. Leben Sie wohl
Ihr
Riefstahl
Am 3ten Sep. geben wir die Hugenotten zum erstenmale. Ich werde Ihnen berichten darüber.
|2| Der Redaktion der
neuen Zeitschrift für Musik
in
Leipzig.

  Absender: Riefstahl, Carl (1273)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort: Leipzig
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
1140ff.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 5 Nr. 692
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.