Berlin d. 11 August 1835
Hochzuverehrender Herr!
Ew. Wohlgebohren,
haben in Ihrer neuen Zeitschrift für Musik bekanntgemacht, daß Sie bereit wären, Arbeiten junger Componisten Ihrem hohen Urtheil zu unterwerfen. Auf diese sehr gefällige Aeußerung mich stützend, nehme ich mir die Freiheit Ew Wohlgebohren beiliegenden musikalischen Versuch vorzulegen, mit der Bitte Ihre schätzbare Meinung darüber mir mittheilen, und, wenn Sie es für würdig erachteten, einem dortigen Verleger zum Druke übergeben zu wollen. Noch wage ich es [Sie] mit der Bitte anzugehn, daß, falls Sie das Werk des Druckes für würdig erachten, mir zu erlauben, Ihren geehrten Namen dem Werke zur Zierde vorzusetzen. Für die Ihnen verursachte Mühe empfangen Sie im Voraus meinen ergebensten Dank und die Versicherung meiner
Hochachtung
O Colberg
P. S. Sollten Sie mich mit einer Antwort beehren wollen, so belieben Sie solche mir vor dem 5 September zuzuschicken, da ich an diesem Tage nach Hamburg abreise. Meine Adresse ist
An H. etc
pr. Adr. H. L. Oehmigke
in Berlin. Burgstrasse No 8
P.S. Der zweite Theil des Trios der 1sten Polonoise kann vielleicht enharmonisch verwechselt (nach H moll) leichter zu lesen sein.
P.S. Ich bin aus Polen gebürtig; bitte also die etwa sich vorfindenden Sprachfehler gütigst zu übersehen.
Des Herrn
H Robert Schumann
Wohlgebohren
pr Adr. d Herrn J. A. Barth
Leipzig
Beiliegend ein Noten-
päckchen Sig. X.3. –
durch d Herrn J. A. Barth
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