Hochgeehrter Herr!
Mit dem verbindlichsten und herzlichsten Danke und unter der Versicherung sende ich Ihnen das theure Werk zurück, daß Alle, welche ich nach seiner Aufführung gesprochen, wahrhafte Freude laut aussprachen ob der herrlichen Wirkung welche dasselbe hervorgebracht habe. Meinem Vereine und mir bleibt die Motette in der Männergesangs-Literatur eine der anregendsten und erhabendsten Schöpfungen und immer werden wir uns bestreben ihren nicht geringen Ansprüchen durch treue Auffaßung und begeisternde Wiedergabe gerecht zu werden. Einen Grund für das späte Zurücksenden mögen Sie, verehrter Herr in eben dieser Liebe zu dem Werke finden, die dasselbe in alle Männergesangswelt verbreitet wünscht. Die Einladung zu einem Gesangsfeste in Altenburg schien eine theilweise Erfüllung dieses Wunsches zu begünstigen und alsbald sendete ich den gedruckten Clavierauszug dem Cantor Müller zu. Schon wollte ich Ihre Erlaubniß zum Gebrauch der Partitur für Altenburg erbitten, als der Tod des Herzogs das ganze Gesangfest zerstörte. Eine wiederholte Aufführung wird am 31ten Octbr in der Aula Statt finden.
Was das Winter-Musikleben uns überhaupt bieten wird: ist dem besten Propheten dieser Stadt zu bestimmen noch eine Unmöglichkeit, obwohl wir seit gestern wißen, daß Herr Concertmeister David dirigiren wird. Man beabsichtigt Oratorien in den Saal zu verpflanzen und Abwechslung zu erzielen und Händel und Bach den Leuten öfter vorzuführen. Dazu gebe der Himmel der Academie vorerst sein gnädiges Gedeihen!
Vor Allem lenke ein gütiges Geschick Ihre und Ihrer verehrten Gattin Schritte nach Leipzig: so haben wir jetzt doch einen Angelpunkt für unser Hoffen u. die vollwichtigsten Spenden in Aussicht! – Des Himmels Schutz erfleht über Sie und Ihr ganzes Haus in wahrster Verehrung
Ihr
ergebenster
H. Langer
Lpzg am 12ten Sptbr 1853.
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