23.01.2024

Briefe



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ID: 7974
Geschrieben am: Montag 27.08.1894
 

Interlaken d. 27 Aug. 1894. Châlet Sterchi.
Lieber Johannes,
heute erst kömmt der nette Brief zurück mit nochmaligem herzlichsten Danke. Das Harfen-Clavier wird nun nicht angeschafft, und mich freut es, daß die Leute guten Geschmack zeigen.
Wir haben jetzt eine Freundin hier, Frau Vonder Muhll aus Basel, |2| die viel die Volkslieder mit hübscher Stimme singt, so hört man sie doch ’mal, und ist es ein großer Unterschied mit dem Gesumme, wenn ich mir ┌auch┐ wohl den Vortrag hier und da noch anders denke. Da fällt mir etwas ein, was ich Dich immer fragen wollte. Kannst Du denn Simrock nicht bewegen, seine Warnungen, wegen Abschreibens ect. anderswo hinsetzen zu lassen, als auf die 1te Seite, gegenüber des 1ten Liedes! Das ist doch zu herabstimmend, <und> gerade |3| da, wo man in schon gehobener Stimmung das erste Lied aufschlägt! <wie ungern[?]> eine zu entsetzliche Prosa ist das.
Endlich haben wir hier schönes Wetter, freilich dann auch gleich sehr heiß. Ferdinand benutzt es sehr zu großen Touren, auch Marie; Eugenie und ich bleiben dann freilich zurück mit Wehmuth. – Einen reizenden Flügel habe ich, der Einem wirklich Lust zum Spielen macht. Bald kommt Frau Viardot – lange sahen wir uns nicht, |4| erkennen uns am Ende gar nicht mehr! –
Es giebt gar nichts mitzutheilen, es sollte dies auch nur ein Dankes-Gruß sein.
Leb wohl! gedenke zuweilen Deiner
Clara.
Hier grüßt Alles! –

[Umschlag]
Herrn
Dr Johannes Brahms.
Bad Ischl.
Ober-Oesterreich.






"... Wir haben jetzt eine Freundin hier, Frau Von der Muhll aus Basel, die viel die Volkslieder mit hübscher Stimme singt, so hört man sie doch mal, und ist es ein großer Unterschied mit dem Gesumme, wenn ich mir auch wohl den Vortrag hier und da anders denke ...
Kannst Du denn Simrock nicht bewegen, seine Warnungen, wegen Abschreibens etc: anderswo hinsetzen zu lassen, als auf die 1. Seite, gegenüber des 1. Liedes! Das ist doch zu herabstimmend, gerade da, wo man in schon gehobener Stimmung das erste Lied aufschlägt! Eine zu entsetzliche Prosa ist das.
Endlich haben wir hier schönes Wetter, freilich dann auch gleich sehr heiß. Ferdinand benutzt es sehr zu großen Touren, auch Marie, Eugenie und ich bleiben dann freilich zurück mir Wehmuth.
Einen reizenden Flügel habe ich, der Einem wirklich Lust zum Spielen macht. Bald kommt Frau Viardot - lange sahen wir uns nicht, erkennen uns am Ende gar nicht mehr ..."
[Kat. Stargardt Nr. 606: 02.12.1975, S. 224, Los 845 (gek.)]

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Interlaken
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Ischl
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
2202f.

  Standort/Quelle:*) D-BNu, s: Schumann 38; Umschlag: A-Wst: 55746,42a
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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