Freitag.
Leipzig d. 13//11 40
Meine liebe Emilie,
Habe Dank für Deine Zeilen. Ich würde unruhig gewesen sein nicht eher Nachricht zu erhalten, hätte ich nicht das Meiste von Euch durch Andere gewußt. Im Gewandhausconcert gestern erfuhr ich, daß Elise heute in Weimar Concert giebt, daß sie bei der Herzogin gewesen pp. Mir ist’s immer noch wie ein Traum daß Ihr fort seyd, und traurig ist’s, daß unsere schönsten Hoffnungen so zu Nichte geworden sind.
Daß Deine Mutter wieder wohler ist freut mich sehr – sie mußte es sein um eine so anstrengende Reise zu unternehmen. Ich muß schon abbrechen indem ich mich anziehen muß zu einer Soirée bei Frege’s, wo der 1te Act aus Fidelio gegeben wird. Du siehst daraus, daß ich wieder auf den Füßen bin.
Auf meine Verschwiegenheit rechne. Schreibe mir ja von Frankfurt aus wieder, und grüße Hahns, denen ich beifolgende Charte übersende.
Addio Ihr Lieben. Mein Lieschen soll nie den Muth verlieren, – im Anfang muß tapfer gefochten werden, „aller Anfang ist schwer.“
Paulinens Adresse: Mlle. J. Viardot, rue Favart 12.
Grüße Alle und geden[ke] immer fort in Liebe Eurer
treu ergebe
Clara.
Deinen Brief erhielt ich heute durch Hrn. Werner richtig.
Ich hoffe diese Zeilen treffen Euch noch in Weimar.
Morgen beginnen die Quartett-Soiréen im Gewandhaussaal. Men¬delssohn spielt Quartett und Trio von Beethoven. Auch die Euterpe Concerte beginnen heute.
|2| Eilig.
Mademoiselle
Mlle Emilie List.
in
Weimar.
Im russischen
Hof.
Fr.
Absender: Madam Schumann
in Leipzig, Inselstrasse
No. 5.
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