23.01.2024

Briefe



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ID: 8055
Geschrieben am: Dienstag 22.03.1842
 

Copenhagen d. 22//3 1842
Dienstag Abend.
So nehmen Sie denn, lieber Herr Avé, meine ersten und schönsten Grüße aus Kopenhagen, und sogleich die Gewißheit, daß wir glücklich hier angelangt. Wir hatten eine gute Fahrt, und, was Sie nicht denken werden, wir blieben verschont von der Seekrankheit. Fr. Garlichs hatte keine Idee von Unbehagen, ich aber um so mehr, denn viel fehlte nicht, daß ich seekrank wurde. Spaßhaft war es anzusehen, wie wir noch einen Tag lang umhertaumelten, als wären wir auf dem Schiff. Die See war schön, in der Nacht grausig schön, das Wetter regnerisch, aber gar nicht stürmisch. Gott, wie war mir aber zu Muthe, als das Schiff vom Lande abstieß, davon haben Sie keinen Begriff. Es war mir, als trennte ich mich zum zweitem [sic] Male von meinen Lieben, und nur eine völlige Ergebung in das Geschick konnte mich beruhigen. Wäre ich nur schon wieder glücklich in Hamburg! –
|2| Kopenhagen ist eine schöne Stadt, und liegt doch herrlich, so unmittelbar an der See, wie ich es mir immer gewünscht zu sehen. Alles empfing mich mit offenen Armen und bemüht sich uns Aufmerksamkeiten zu erweisen. Olsen kam sogleich am Bord des Schiffes in Begleitung mehrerer Anderer. Den alten Veteran Weisse lernt ich auch schon kennen, desgl Professor Hejberg, berühmter Schrifftsteller, Andersen auch, und so fehlt es denn nicht an Zerstreuung aller Art, deren ich aber auch bedarf, soll nicht die Sehnsucht mich übermannen. Mein erstes Concert wird Dienstag d. 29 oder Donnerstag d. 31 im Hoftheater statt finden; denken Sie an mich! –
Die Pianoforte sind hier nicht besonders, und ich habe bereits an Cranz wegen Sendung des Meinigen geschrieben. Ich bat ihn den Flügel noch bis Sonnabend nach Kiel zu befördern – möglich ist es, wenn er gleich dazu gethan hat. Ich schrieb ihm aber zugleich, daß, wenn der Flügel nicht bis Sonntag hier seyn könnte, er mir erst Meldung thuen möchte, und bitte Sie nun dringend, sobald als möglich zu Cranz zu |3| gehen, und ihm zu sagen, daß er den Flügel jedenfalls schicken möchte, später oder eher ist gleich. Olsen will ihn in jedem Falle hier behalten. Bitte, lieber Herr Avé, thuen Sie das, Sie leisten mir einen Dienst.
In 14 Tagen denke ich berechnen zu können, wann ich wieder in Hamburg bin, und schreibe Ihnen dann.
Für jetzt nehmen Sie herzliche Grüße von uns, sagen Sie Ihrer lieben Frau viel Schönes von uns, und gedenken Sie immer und in alle Zukunft hinaus freundlich
Ihrer
Clara Schumann.
Adresse: Hôtel Royal.
NB: Die Eile muß diesen, etwas confusen Brief entschuldigen.
Haben Sie Ihrem Bruder wegen eines, etwa an mich gekommenen Briefes, geschrieben?

|4| Herrn
Herrn Avé Lallemant
Tonkünstler
in
Hamburg
Stadtdeich No. 3
Vorstadt St. Georg
Fr.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Kopenhagen
  Empfänger: Avé-Lallemant, Theodor (121)
  Empfangsort: Hamburg
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 24
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Norddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic, Thomas Synofzik, Ute Scholz und Arend Christiaan Clement / Dohr / Erschienen: 2025
ISBN: 978-3-86846-034-6
89-92

  Standort/Quelle:*) D-DÜhh; s: 55.17
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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