23.01.2024

Briefe



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ID: 8059
Geschrieben am: Dienstag 20.07.1847
 

Dresden d. 20 July 1847
Verehrter Herr Avé,
vor einigen Tagen von einer kleinen Reise zurückgekehrt, fand ich Ihre letzten Zeilen und beeile mich sie Ihnen zu beantworten, da die Abreise der kleinen Falk nun doch wohl näher rückt. Daß Sie ein Asyl für sie gefunden, ist mir sehr lieb, wenn es nur nicht etwa sehr weit von mir entfernt ist, das wäre doch unangenehm, z. B. wäre es in Neustadt, so würden im Winter wohl oft Tage vorkommen, wo die Kleine kaum die Brücke passieren könnte. Was nun das Pianoforte betrifft, so meine ich doch, daß sie ein solches für sich allein haben muß, und ist dasselbe unter 4–5 Thaler nicht zu haben – ein schlechtes darf es doch auch nicht sein! – Was die Musikalien anbelangt, so wäre es mir lieb, wenn sie außer denen, die ich schon erwähnte noch einige Concerte, etwa G moll von Moscheles, G moll von Mendelssohn, D moll von Mozart, sowie |2| die Lieder ohne Worte von Mendelssohn sämmtlich (da in jedem Hefte einige schöne sind), ferner einige Mazurka’s, Etüden, etwa die drei kleinen Walzer von Chopin hätte, auch einige Capriccio’s von Mendelssohn sind sehr schön! kurz, Sie wissen ja am besten auch was gute Musik ist – Döhler, Thalberg, auch Liszt <lasse> ect. lasse ich nicht gern spielen, wenn’s auf mich ankömmt gar nicht, höchstens einmal durchspielen, nur damit der Schüler es auch kennen lernt. Also, lieber Herr Avé, lassen Sie sie möglichst viel gute Musicalien mitbringen, das andere wird sich finden, wenn die Kleine erst da ist, und ich sie kennen gelernt. Wenn sie nur nicht viel anderen Unterricht nebenbei hat, denn sie braucht doch täglich 3 Stunden zum Spielen, etwas Theorie wird sie doch wohl später auch studieren müssen? und ihren Körper muß sie auch pflegen, sie muß alle Tage genug Zeit übrig haben, spatzieren zu |3| gehen, denn die Kräffte zum Spielen bekömmt sie nur in der Luft.
Ihrer lieben Frau sagen Sie, wie sehr ich sie wegen ihres Unfalles bedauere – hoffentlich aber hat sie sich jetzt ganz wieder erholt. Grüßen Sie sie, sowie auch Otten und Frau herzlichst.
Frl. Parish schrieb mir vor einigen Tagen auch wegen der kleinen Falk – sehen Sie sie, so sagen Sie ihr, daß ich ihr bald schreibe, nur jetzt gerade sehr beschäftigt bin, mich übrigens sehr gefreut hätte, nach langer Zeit einmal wieder etwas von ihr gehört zu haben. Und so seyen Sie denn zum Schluß noch freundlichst gegrüßt von <> meinem Manne, sowie von mir
Ihrer
ergebenen
Clara Schumann.

|4| Sr Wohlgeboren
Herrn Th. Avé Lallemant.
in
Hamburg.
Stadt-Deich Nro 3.
Franco




  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Dresden
  Empfänger: Avé-Lallemant, Theodor (121)
  Empfangsort: Hamburg
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 24
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Norddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic, Thomas Synofzik, Ute Scholz und Arend Christiaan Clement / Dohr / Erschienen: 2025
ISBN: 978-3-86846-034-6
114ff.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6248-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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