Berlin d. 24 Octbr. 1857.
Liebster Joachim,
kaum weiß ich, wo mir der Kopf steht! ich schicke Ihnen beifolgenden Brief der Frege und bitte Sie dringend gleich dem Dr Härtel wegen Ihres Spiels im Gewandhaus-Concert zu schreiben. Sie sollten es am 5ten thuen, da Sie doch einmal da oder in Dresden sind. Für unsere Soiree werde ich d. 1 Nov. annehmen. Das Programm besprechen wir dann in Dresden. Sie haben an Härtel nur wegen des Abonnement-Concert zu schreiben – Alles Andere thue ich. Das Programm für Dresden habe ich ganz so gelassen, wie Sie es angegeben. Mit den Oboestücken habe ich aber leise Scrupel. Ich habe eben Fürstenau gebeten den Satz der am Eingange des Saales auszutheilenden Zeddel stehen zu lassen, bis wir uns Dienstag in Dresden noch darüber gesprochen. Wann reisen Sie dahin? Denken Sie, daß ich Ihnen beinah einen Genie-Streich nachgemacht hätte. Ich habe immer geglaubt, das Concert sei Donnerstag d. 28ten und eben schreibt mir Fürstenau meinen Irrthum, daß es nämlich schon Mittwoch. Ich habe mich nicht wenig darüber erschreckt, ich verliere einen Tag zum studieren, und kann auch vor Dienstag nicht fort. Ich komme mit dem ersten Zug von hier – ich glaube Mittags 1 oder 2 Uhr – genau weiß ich es nicht, aber im Hôtel wissen sie es. Werde ich Sie, liebster Joachim, finden? sagen Sie sonst Niemand (namentlich nicht meinem . . . . .) von meiner bestimmten Ankunft. Ich träfe gern nur Sie am Bahnhof d. h., vorausgesetzt, daß Sie nicht etwa etwas Anderes vorhaben, oder gar die Nacht durch gereist sind ect. ect. Arnims sind noch in Töplitz – Gisela ist noch sehr schwach, aber doch ganz auf dem Wege zur Besserung. Sie hatte ein rheumatisch nervöses Fieber, wahrscheinlich auch mit in Folge vieler Anstrengung. Herrmann Grimm kommt im Nov. zurück. Mehreres bald mündlich. Fidelio gestern war über alles Beschreiben entzückend. 1000 Dank für Ihren lieben Brief! – Mit dem Roberts Concert das wäre mir unendlich lieb!
In herzlicher Liebe
Ihre
Cl. Sch.
Sie antworten doch wirklich gleich nach Leipzig?
|
