23.01.2024

Briefe



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ID: 9157
Geschrieben am: Donnerstag 03.05.1860
 

Berlin d. 3 Mai 1860

Lieber Freund,

herzlichsten Dank für Ihren lieben rathenden Brief. Ich hatte allerdings mit meiner Antwort auf Ihre gewartet, und das war sehr gut, denn so schön hätte ich es gar nicht schreiben können, wie Sie es mir gesagt, so recht nach meinem Sinn, kurz und kräftig und doch fein dabei. Morgen soll gleich die Antwort fort. Nochmals Dank. Nun muß ich Ihnen aber von mir erzählen, denken Sie, ich war gerade bei Joh. als Ihr schönes Mozart-Geschenk ankam. Johannes hatte mich so dringend gebeten zu seiner letzten Frauenvereinigung anwesend zu sein, daß ich nicht widerstand. Ich blieb da bis Dienstag, gehe aber am Sonntag wieder bis zum Musikfest in Düsseldorf <wieder> nach Hamburg, er wünschte es so dringend, und auch mir ist es ja eine Freude! Ich wollte Ihnen aber nun einen schönen Vorschlag machen! kommen Sie (ohne Joh. davon zu schreiben, von mir weiß er auch den Tag nicht) Sonntag Abend an, bleiben Sie im Hôtel Petersburg die eine Nacht, (ich habe mich nämlich dort eingemiethet) und Montag Früh, als am 7ten, lassen Sie uns zusammen Ihm unseren Geburtstag-Gruß bringen. Das wäre herrlich – wollen Sie? Mittwoch hat er seinen Verein, und Donnerstag (wenn Sie überhaupt nach Hannover zurück wollen) gehen wir zusammen dahin, wenn Sie nämlich wirklich an einem der Tage die Probe veranstalten können, denn, wegen des König’s komme ich nicht, das ist nur nebenbei. Vielleicht geht dann Joh. mit, wenn nicht, so nehmen Sie mit mir allein fürlieb, – Freude machen Sie mir für Zehn und mehr! – Sollten Sie nun aber nicht nach Hamburg kommen mögen, so stehe ich jeden der Tage nach Mittwoch bereit zu Ihnen zu kommen, also könnte die Probe Freitag oder Sonnabend, oder Sonntag sein. Montag ist wieder Verein, da habe ich versprochen immer dabei zu sein. Bitte, schreiben Sie mir gleich; dann erhalte ich Ihre Antwort noch am Sonnabend, nur Wenig, Ja oder Nein (oder vielmehr nur Ja), und den Tag, wo ich in Hannover sein soll. Der Zug geht gleich ab, daher in großer Eile nur noch herzlichsten Gruß. Bitte kommen Sie, wenn’s irgend geht. Im Hôtel Petersburg (Jungfernstieg) finden Sie mich.
Getreu Ihre
Cl. Sch.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
517ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6385-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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