Münster am Stein
bei Bad Kreuznach, den 7 Juni 62
Geehrter Herr Schubert,
Ihre freundlichen Zeilen erhielt ich, eben im Begriff von Berlin wieder abzureisen, entschloß mich aber gleich noch einen Tag zu bleiben, um Ihrem Wunsche gemäß Alles recht genau nachsehen zu können. Es war von Ihren Angaben meist Alles richtig und wo es nicht der Fall, habe ich es bemerkt. Nur die Zeit der Entstehung vieler Werke konnte ich nicht vergleichen, da Sie im Catalog nie die Dichter genannt, was ich, wie ich Ihnen schon früher sagte, einen Mang[el] und noch dazu ein Unrecht gegen die Dichter finde, die mein Mann nie zu nennen vergaß. Bitte ändern Sie doch dies, wenn Sie doch einmal den Catalog verbessern.
Daß ich Ihnen betreffs meiner Compositionen keine Antwort gab, war <> reine Vergessenheit. Ich bin aber nicht für einen thematischen Catalog, es verlohnt sich Solcher wahrhaftig nicht, bei so wenig Werken, dazu liegt mir an dem bekannt werden meiner Sachen frühester Zeit wenig oder nichts, <> die späteren Sachen werden es vielleicht eher! aber wie arrogant sähe das aus hinter meines Mannes Werken, die von mir verzeichneten. ich danke Ihnen indeß für Ihren freundlichen Willen.
Sehr dankbar bin ich Ihnen auch, wenn Sie mir die neu erschienenen Sachen schicken, auch <> den geschriebenen Catalog, da aber in den nächsten Monaten Niemand in meinem Logie [sic] ist, so bitte ich Sie Dieselben im Laufe dieses Monats an meine Mama nach Berlin zu senden: „Madam <> Mariane Bargiel Leipziger Platz Nro 3, im Hofe 3ter Stock. Zu gefälliger Aufbewahrung für Frau Schumann.“
Nach Opus <144> 145 u 146 konnte ich nicht sehen, da ich nicht wußte welche Werke das sind? unter den Werken fand ich sie nicht, im Catalog stehen sie nicht, so bin ich ganz confus geworden. Bitte sagen Sie es mir bei Gelegenheit. Sollte es nicht Messe und Requiem sein? Sie führen Beides unten ohne Opuszahl an.
Schließlich noch schönsten Dank für Ihre freundl[iche] Theilnahme an meinen Erfolgen in Paris. Allerdings hatte ich allen Grund sehr zufrieden mit der Aufnahme, namentlich von Seiten der Künstler auch, zu sein, und gern denke ich daran zurück.
Seyen Sie mit Ihrer lieben Frau bestens gegrüßt
Ihre
ergeb[ene]
Clara Schumann.
P.S. Ich bleibe bis 6ten July hier.
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