Dresden d. 31 Dec. 1862.
Mein lieber Joachim,
wundern Sie Sich nicht, daß Sie erst heute von mir hören, aber denken Sie, Ihr liebes Geschenk hatte ich drei Tage im Haus, ohne zu ahnen, daß es von Ihnen, denn Ihren Brief erhielt ich, da Sie meine Adresse nicht darauf bemerkt, erst nach den Feiertagen, als ich eben zu ’nem Concerte hierher reisen mußte. Ich lege Ihnen das Couvert bei. Aber, lieber Freund, solch große Geschenke dürfen Sie mir nie mehr machen, das drückt mich. Die sieben Raben sind auch mein großes Lieblingswerk, aber, denken Sie, ich habe sie schon. Was sollen wir nun thuen? besitzen Sie sie? <d> wo nicht, soll ich sie Ihnen nicht mitbringen? oder, sollten Sie sie nicht wollen, darf ich sie mir in Berlin gegen etwas Anderes umtauschen? bitte, schreiben Sie mir darüber umgehend ein Wort, damit ich es Freitag Morgen noch erfahre – Sonnabend komme ich zu Ihnen, und bringe Ihnen dann das Werk mit, wenn Sie wollen. Vielleicht können wir es auch in Hannover umtauschen, wenn Sie es schon haben; dann suchen Sie Etwas mit aus – ich weiß nicht, ob man dort es zurücknimmt? in Berlin thuen sie es wohl. Sie glauben nicht wie leid mir dieser Zufall thut, doch, sagen mußte ich es Ihnen. Bald kann ich Ihnen selbst die Hand drücken für Ihr freundliches Gedenken meiner, aber, Sie wissen, kennen mich doch noch ein wenig, daß es keines solchen Geschenks bedarf, mir Freude zu machen, Ihnen gelingt das leichter. Ich schreibe im ärgsten Troubel um mich herum, heute Mittag gehe ich nach Berlin zurück. Ich habe hier neulich und jetzt zwei schöne, sehr ersprießliche Concerte gegeben, das war aber auch recht nöthig für meinen neuen Hausstand.
Nun Adieu, lieber Freund. Alles Gute, Beste für Sie zum neuen Jahr – möge es Sie uns nicht ganz rauben.
Innigst grüßend
Ihre
Cl. Sch.
|