Köln d. 11 April 1863.
Liebster Freund,
ich habe recht große Anstrengungen gerade in nächster Zeit vor mir, vernünftig ist’s wohl nicht, daß ich nach Hannover <k> reise, aber der Gedanke, Sie vor Ihrer Verheirathung nicht mehr zu sehen, und dann den ganzen Sommer wahrscheinlich auch nicht, ist mir gar zu traurig – ich sehne mich so sehr Sie <> in Ihrem Glücke zu sehen, kurz, das Herz zieht mich zu den lieben Freunden, und so komme ich denn am Dienstag Mittag, und bitte Sie mir ein Zimmer mit 1 Bett im Royal zu bestellen. Wegen des 16ten brauchen Sie Sich nicht zu beunruhigen, denn ich reise noch des Nachts nach dem Orpheus wieder ab, da ich Donnerstag wieder in Düsseldorf sein will. Sonnabend muß ich schon nach Trier und Luxemburg zu Concerten, dann geht’s gleich nach Baden. Später wäre es mir unmöglich mehr nach Hannover zu kommen. Sollte Frau Scholz von bei Ihr wohnen sprechen, so schlagen Sie dies, bitte, für diesmal ab, weil ich des Nachts fort will, und Niemand genieren möchte. Daß Sie so furchtbar zu thuen haben, thut mir sehr leid, aber einige Stunden werden sich für mich doch finden? es sind ja auch nur 1 1/2 Tag, daß ich da bin! – Hätte ich den Faust in Hannover hören können, das wäre wohl herrlich gewesen, von Allen hörte ich nur Entzücken, von Ihnen freilich kein Wort – sind Sie nicht wärmer für das Werk geworden? für mich ist es von wunderbarster, tiefster Schönheit. Ich freue mich innigst Sie und Ihre liebe Braut zu sehen – grüßen Sie sie herzlichst. Morgen früh bin ich wieder in Düsseldorf – ist Dienstag Abends etwa Hauptprobe vom Orpheus? das wäre mir sehr erwünscht.
Adieu, mein lieber theuerer Freund!
Getreu Ihre
Cl. Sch.
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