23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 9376
Geschrieben am: Donnerstag 04.02.1864
 

Riga d. 4/16 Februar 1864.
Lieber Herr Levy,
nur ein paar Worte herzlicher Freude lassen Sie mich Ihnen sagen, da[ß(?)] Sie nun wirklich das Engagement in Carlsruhe angenommen! freilich, ganz ohne Bangen bin ich nicht, ob Ihnen nach Ihrer jetzigen unabhängigen Stellung Diese in Carlsruhe behagen werde, jedoch, Sie haben gewiß Alles erwogen, und so will ich mich vor der Hand freuen, daß Sie wieder zu uns nach Deutschland kommen. Ich sehe nun schon im Geiste das Musikleben in Carlsruhe einen großen Aufschwung nehmen – Sie haben Sich doch gewiß die Direction der Abonnement-Concerte vorbehalten? –
Ich hörte so gern einmal Näheres über Ihre Wirksamkeit dort, wie überhaupt von Ihnen! hätte ich nicht von Hiller einiges über Sie gehört, Sie wären fast wie verschollen für mich seit vorigem Sommer gewesen. Ich wollte Ihnen schon vorigen Herbst von Mannheim aus schreiben, wie gut es mir dort ergangen, jedoch, ich war den ganzen Winter gehetzt, und jetzt habe ich erst recht schwere Zeit noch vor mir. Ich habe meine russische Reise begonnen, und zwar, was den künstlerischen Erfolg betrifft, sehr glücklich. Nur bin ich leider gar nicht wohl, sogar ein paar mal recht ernstlich unwohl gewesen, so daß ich der nächsten Zeit mit Sorge entgegensehe. Viel Freude macht es mir überall auf eine Menge der begeistertsten Verehrer meines Mannes zu treffen; das erleichtert mir sehr das concertieren. Wie anders finde ich jetzt die Empfänglichkeit des Publikums gegen damals vor 20 Jahren, als ich mit meinem Manne diese Reise machte! wie kämpften wir uns da noch durch mit dem Quintett, Fantasiestücken ect. Das ist recht eine Genugthuung, nur mit recht viel Wehmuth oft gemischt!
Hörten Sie ’mal von dem lieben Kirchner? er wird dieser Zeit noch einige Concerte in Zürich dirigieren, und hoffe ich sehr, daß diese dann eine ordentlich feste Stellung nach sich ziehen. Wie freut es mich auch für ihn, daß er Sie nächsten Sommer in Baden findet. Ist es aber wahr, daß Sie erst im August kommen? wollen Sie nach Italien?
Ich weiß, Sie sind sehr beschäfftigt, sollten Sie aber doch ’mal eine halbe Stunde finden, so, bitte, erfreuen Sie mich durch einige Zeilen. Meine Adresse ist immer sicher in Düsseldorf bei Frl. Rosalie Leser. Diese schickt mir alle Briefe zu.
So leben Sie denn wohl, lieber Herr Levy, und halten Sie Sich immer versichert der herzlichen Ergebenheit
Ihrer
Clara Schumann.

Marie trägt mir ihren freundlichen Gruß an Sie auf. Wenn Sie ’mal an die lieben Hohenemsers schreiben, dann senden Sie diesen auch unsere Grüße, und wie sehr ich ihnen die Freude, die sie meiner Eugenie gemacht, danke.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort:
  Empfänger: Levi, Hermann (941)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 5
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Franz Brendel, Hermann Levi, Franz Liszt, Richard Pohl und Richard Wagner / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik, Axel Schröter und Klaus Döge / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2014
ISBN: 978-3-86846-016-2
432ff.

  Standort/Quelle:*)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.