Düsseldorf d. 12 Octbr. 1863.
Lieber Stockhausen,
das Concert am 13 Nov. wäre mir schon ganz recht, aber, glauben Sie, daß sich eine Soiree damit verbinden ließe? denn, nur für ein philh. Concert nach Hamburg von Frankfurth aus zu kommen, da ginge beinah das Honorar auf Reise und Hôtel-Kosten. Wie kommt es, daß die Herren des Commitee diesmal die Kosten für ein Instrument von Klems scheuen? Mit Quartett im Phil. zu spielen, das geht doch nicht, so gern ich auch den Erard spielte. Sie waren sonst immer sehr korrekt [?]darin. Verstehen sie sich nicht|2| zu den ganzen Kosten, so doch wohl zur Hälfte? ich will dann selbst die andere Hälfte tragen. Bitte, sprechen Sie mit Avé darüber. – Das A moll Concert von Mozart wäre mir schon recht, doch, schlagen Sie Avé auch das G’moll v. Mendelssohn vor, das habe ich wohl noch nicht in Hamburg gespielt, oder mindestens vor sehr langer Zeit, und immer habe ich großen Succés damit. Eine Solo-Nummer schlägt er vielleicht auch vor. Was meint er wohl zu Lübeck? ich schrieb ihm deshalb. Ueber Freund Kirchner mündlich, sonst verstehen Sie|3| mich wieder miß, und thun ihm Unrecht, wie immer in der Hamburger Angelegenheit. Uebrigens sind die Züricher Verhandlungen wieder abgebrochen; die Intriguen waren von einer Seite so lumpig, daß er die Herren, welche ihm Versprechungen gemacht hatten, denselben entband, und darin that er sehr recht. Daß er für die Schweizer viel zu gut, das weiß er längst, das brauchte er jetzt nicht erst zu erfahren, aber, es giebt eben Verhältnisse im Leben, gegen die man nicht an kann – doch, davon mündlich. Nota bene: Fantasie mit Chor! ei, da wollte ich jubeln.|4| Findet das erste Concert in Oldenburg in der Zeit statt, wo ich in Hamburg spielen soll? ich höre, daß Sie es dirigieren? ich habe sollen diesen Winter da spielen – könnten Sie vielleicht, aber ganz leise, an mich erinnern? an den armen Dietrich kann ich mich ja nicht wenden, höre übrigens, daß es ihm viel besser geht, was mich innig freut. Ich habe furchtbar zu thun, darum müssen Sie mir auch die Flucht dieser Zeilen wieder mal verzeihen. Bitte, lassen Sie mich bald über Alles hören, und seyen Sie herzlich gegrüßt von uns Allen hier. Ihr Singverein soll ja ent- zückt sein von seinem Meister!
Wie immer in aufrichtiger Freundschaft
Cl. Schumann
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