Düsseldorf d. 2 Jan. 1864.
Liebster Joachim,
Sie hätten schon viel früher meinen herzlichsten Dank für Brief und Geschenk gehabt, hätte ich nicht immer auf Letzteres gewartet, das leider durch unglücklichen Zufall nicht an mich gelangt ist. Ich erhielt Ihren lieben Brief mit dem Bemerken von Seiten der Post, daß ich das Couvert zurückgeben möchte, weil man das Päckchen nicht finden könne, und heute erfuhr ich bei Nachfrage auf der Post, daß das Couvert nach Hannover geschickt sey um dort Erkundigungen einzuziehen. Sie können denken, wie mir das ärgerlich ist. – Deßhalb bin ich nun auch mit meinem Neujahrsgruß zu spät, und habe doch immer an Euch gedacht. Meine schönsten, innigsten Wünsche sende ich Euch, vor allem ungetrübte Fortdauer Eueres Glückes! – Gern hätte ich ’mal gehört wie Sie die letzte Zeit verlebt? gewiß viel mit Scholz <> zusammen? Mit dem Programm ist es recht fatal – ich finde kein Stück als Erstes (ein Kürzeres mit Orchester) und muß daher wohl das Weber’sche Concertstück als erste Nummer wählen, und dann kleinere Stücke spielen, und
zwar:
a) Andante (Canon) aus Op 56 von R. Schumann.
b) Zur Guitarre und
c) Impromptu von F. Hiller.
Diese Stücke haben neulich in Cöln sehr gefallen. Ich wüßte wohl gern, ob es Ihnen so recht? und, ob die 9te sicher ist?
Am 10ten oder 11ten reise ich auf dem Wege nach Hamburg durch Hannover – sähe Euch gern etwas an der Bahn.
Jetzt Addio! 1000 Grüße, und von Allen hier die besten Wünsche
zum neuen Jahr.
Ihre
alte Freundin
Cl. Schumann.
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