23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 9427
Geschrieben am: Freitag 08.01.1864
 

Cöln d. 8 Jan. 1864.

Das ist ja eine recht verfehlte Geschichte! soll ich Ihnen sagen, wie leid es mir thut? Sie wissen es ja, und wie sehr ich mich auf den Abend gefreut hatte! der hätte mir neue Frische auf die Reise gegeben. Aber, freilich, Recht hatten Sie auf keine mittelmäßige Leistung einzugehen, obgleich ich nicht glaube, daß es eine Solche gewesen wäre. Sind Sie nicht sehr streng? nun, daß muß sein, wenn man’s ernst nimmt. Wie sehr hatte ich mich auch auf die Fantasie gefreut, die wäre nun doch endlich ´mal schön begleitet gewesen. Neulich hier war’s gar nicht sehr schön! Nun aber müssen Sie doch auch wissen, warum ich nicht kann? ich habe gerade vom 22ten an eine Kette von Concerten in Danzig, Königsberg, Riga, Mitau, einzurichten begonnen, an alle diese Orte geschrieben; verrücke ich nun das Eine, so muß ich es mit Allen thun. Möglich wäre, daß aus dem ersten Concerte in Danzig nichts würde, dann würde ich es noch einrichten können von Berlin aus zu kommen, aber aufs ungewisse hin kann ich Ihnen doch jetzt kein Versprechen geben. Wollen Sie es darauf ankommen lassen, bis die Sache dort festgesetzt? wäre denn keine Möglichkeit, daß Sie es am 18 oder 19ten setzten? Dann verspreche ich sicher; dann komme ich von Hannover aus. Sehen Sie doch, daß Sie es einrichten, es würde mir eine gar so herzliche Freude sein! – Mit dem Flügel, das ist eine schlimme Geschichte! Der ist jedenfalls schon unterwegs; soll man ihn direct wieder zurückschicken? oder jedenfalls nach Hannover? wenn sich nun dann das Concert doch noch einrichtet, so habe ich ja wieder in Hamburg kein Instrument? Ich glaube, das beste ist doch, Sie behalten ihn einstweilen dort; lassen ihn bei Heinz, der sehr gefällig und zuverlässig, aufstellen, bis weiteres festgesetzt ist. Auf dem Bahnhof darf er nicht stehen bleiben bei der jetzigen Temperatur. Ich bleibe bis zum 14ten in Düsseldorf, und erwarte recht bald ein Wort, sey es ein erfreuliches, von Ihnen. Ich habe heute wieder ´mal sehr viel zu thun, darum muß ich abschließen mit einem kurzen aber herzlichen Gruß.
Ihre Cl. Sch.

Es werden wohl Briefe für mich in’s Hôtel de Petersburg kommen und
zwar von Wichtigkeit, bitte, senden Sie sie mir bis 14ten nach Düsseld’, später an Joachim. Wie hat Ihnen das Neujahrslied gefallen? wie ging es? schlecht? Sie haben doch meinen Neujahrsgruß in Hamburg erhalten? wie sonderbar, aber hatte ich meinen zur Post geschickt, da kam Ihrer – schönsten Dank dafür. Daß Sie meine telegraphische Antwort erst heute erhalten ist nicht meine Schuld; Frl. Leser schickte mir erst Ihre Depesche hierher, und ich mußte die Antwort wieder nach Düss. schicken.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Köln
  Empfänger: Stockhausen, Julius (1547)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
615ff.

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Nachl. Stockhausen 8
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.