Düsseldorf d. 25 Dec. 1864.
Lieber theuerer Freund,
wie sind Sie nun ’mal wieder lieb gewesen und die liebe Ursi dazu! zanken sollte ich eigentlich aber die Freude, die Sie uns Allen bereitet unterdrückt jedes andere Gefühl und nur der herzlichste Dank findet seine Aussprache. Ihre schönen sinnigen Geschenke kamen, als wir eben bescheerten, und da wurde denn gleich hingesetzt und gemüthlich beschaut und auch gleich Räthsel gerathen, was freilich nur Frl. Leser und Marien gelang. Ich möchte aber, Sie hätten Frl. Jungé gesehen wie sie laut jubelte über Ihren Brief und die Bilder, Rosalie still vergnügt, zuweilen nur ausrufend „der liebe Joachim“ wo wir immer im Chor einsetzten, und Marie, die ganz und gar strahlt, wenn ihr etwas so rechte Freude macht! Aber, welch großes Geschenk haben Sie mir gemacht! lieber guter Joachim, thuen Sie das doch nicht mehr, von Ihnen wird mir ja das kleinste Geschenk schon zum Größsten [sic]. Wir verbrachten sonst den Abend ganz still bei Frl. Leser, wie es mir am liebsten war, doch werden Sie es verstehen daß mir im Innersten wehmüthig ums Herz war – was zieht an solchen Tagen nicht alles durch die Seele! dazu das getrennt sein von allen Kindern, wie doppelt bitter empfinde ich das dann! Von Johannes hatte ich lieben Gruß – ein Sextett in G dur ist an mich unterwegs! dabei fällt mir wieder ein, daß ich auch noch ein Concert in G dur zu hören habe, und das richten Sie doch ja ein, wenn ich wieder komme. Und, geht es nicht mit Orchester, können Sie es mir nicht wenigstens am Clavier vorspielen? haben Sie einen Clavier-Auszug? Unser Aller Dank soll noch heute fort, daher ich wieder einiges Geschäftliche für nächstens aufschiebe.
Herzinnig drückt Ihnen die Hand
Ihre
Clara Schumann.
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