Cöln d. 8ten Febr. 1865.
Lieber Joachim,
Wie leid thut mir alles, was Sie mir in Ihrem letzten Brief schreiben! Die Gemeinheiten der Menschen lassen Sie sich aber doch ja nicht anfechten - wer wie Sie allen Menschen als Charakter so hoch steht, an dem kann Ja nichts haften; und gedenken Sie z. B. Mendelssohns, was der alles über sich ergehen lassen mußte! Kein Mensch weiß es mehr, und überhaupt heute wird’s gelesen, morgen ist es vergessen. Sind Sie nun wirklich ganz fest entschlossen Hannover zu verlassen? Wie Sie den Verlust Ihres Vaters, so hat Johannes jetzt den seiner Mutter zu tragen. - Er schrieb es Ihnen wohl, und daß er jetzt in Hamburg ist. Vor diesem Schmerze hatte er sich lange gefürchtet, und für die arme Elise ist der Verlust nun gar traurig! Ich habe keinen Begriff, wie es mit ihr werden wird, und beschäftigt mich dies viel.
Ob ich am 25ten bei Ihnen spielen kann ist mir heute noch unmöglich zu bestimmen, sobald ich es aber kann, schreibe ich Ihnen; seit gestern erst darf ich die Hand wieder bewegen, nach fast 4 Wochen. Anfang nächster Woche soll ich wieder anfangen, leise zu spielen -- ich fürchte mich förmlich davor, wie Sie denken können, denn bisher war mir immer als könnte ich gar nicht wieder spielen. Wollen Sie denn den Manfred mit Richard Pohls Bearbeitung geben? Levi hat ihn neulich aufgeführt und nur theilweise Pohl’s Bearbeitung benutzt und doch noch noch [sic] drei Schauspieler dazu genommen. Die Aufführung soll herrlich gewesen sein! Den Schlußchor hat er hinter dem Saal in einem Nebenzimmer mit Orgel singen lassen. - Können Sie das nicht mit einem Harmonium auch so einrichten? - Für heute muß ich Ihnen Adieu sagen. Bitte, grüßen Sie doch die Ihrigen alle herzlich, wenn Sie nach Pesth schreiben, und versichern Sie sie meiner warmen Theilnahme. Der lieben Ursi schönste Grüße, wie auch Ihnen
von uns Beiden.
Getreu
Ihre
Cl. Schumann.
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