Baden d. 26 July 1865.
Lieber Herr Levi,
wir sehen uns zwar hoffentlich bald, und da wäre es wohl gescheudter, ich wartete mit meinem Danke, aber ich behalte nicht gern so lange ’was auf dem Herzen, und kann Ihnen ja dann noch immer die Hand drücken, als Verstärkung! also, den schönsten Dank, daß Sie meiner Sorge so freundlich gedacht! – Ich habe heute Herrn Oppenheim erwartet[,] er kam aber nicht, nun hoffe ich auf morgen. Gestern haben wir eine reizende Parthie nach Ebersteinschloß und Gernsbach gemacht, Johannes und Dietrich mit – Alle in rosigster Laune, und bei wahrhaft entzückenden rosigem Abendhimmel. Dazu kam nun Johannes mit seinem vollendeten Sextett à 4/m, das doch ganz reizend ist, und wieder ’mal voller Geist und Feinheit! „Genug des Glückes könnte man sagen,“ fielen Einem nur nicht immer so allerlei prosaische Dinge als: Arzt, Pension und was sonst alles, zwischen hinein! nun es muß doch wohl so sein, damit man nicht übermüthig werde.
Ihnen mag es wohl auch nicht übel gehen, aber was könnte wohl die Wonne eines reizenden Musikstückes ersetzen, das man so den ganzen Tag mit sich trägt, das in Einem singt und klingt!?
Ich schwatze aber, und entziehe Sie vielleicht irgend einer lieblichen Cousine oder sonst Wem!
Adieu, gehe es Ihnen recht fröhlich, und seyen Sie herzlichst gegrüßt
von Ihrer
Cl. Schumann.
Eilig
Hier grüßt Alles schönstens.
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