Baden d. 20ten July 1866
Lieber Stockhausen,
nur einen flüchtigen Gruß kann ich Ihnen zu Ihrem Geburtstagsfeste senden, nichts desto weniger aber kömmt er von Herzen und wird hoffentlich freundlich wie sonst von Ihnen aufgenommen! ich denke Sie sind jetzt wieder bei den Ihrigen, und so bleibt ja kaum noch Besseres zu wünschen, als Gesundheit fort und fort. Sie haben doch Alles zu Hause wohl angetroffen? und auch in der Schweiz Ihre Eltern? Und was macht Franz? Wir erleben hier wenig! Jean Becker musicirte einige Male mit seinem Quartett bei mir, was mich recht erfreute, und werde ich am Montag Roberts Quartett in Es mit ihnen in ihrer Unterhaltung spielen. Mortier gab gestern Concert – wir hörten ihn nicht, da er zwar Noten von mir geborgt, aber keine Billets geschickt hatte. Von Johannes wissen Sie wahrscheinlich mehr, als ich – ich trug erst vor wenig Tagen eine Briefschuld an ihn ab. Mein Bruder kommt aber wohl nächster Tage für etliche Tage. Ich bin so in Anspruch genommen heute, daß Sie das Wenige freundlich ent schuldigen wollen – ich möchte diese Zeilen doch genau zur rechten Zeit bei Ihnen wissen, daher ich nicht bis zu besserer Muse verschieben wollte. Leben Sie wohl, lieber Stockhausen, grüßen Sie Ihre liebe Frau, der ich eine möglichst leichte Runde wünsche. Von Allen hier Glückwünsche.
Wie immer Ihre Clara Schumann.
Sie wissen wohl, daß Lübeck in Frankfurth engagirt ist? Elise, welche kürzlich von dort kam, erzählte es mir – sie hat schon einige Mal mit ihm musicirt. Wie schade für Sie! Wie fanden Sie Joachims? Sind sie noch in Hannover? ich weiß gar nichts von ihnen. Haben Sie auch an meine Bitte an Avé wegen Ferdinand gedacht?
Grüße an Letzeren, auch Friedchen.
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