Düsseldorf d. 28 Dec. 1866.
Lieber Herr Stockhausen,
herzlich gefreut habe ich mich ´mal wieder direct etwas von Ihnen zu hören, und, daß Alles bei Ihnen so wohl. Nur hörte ich neulich von Ihrem Bruder Franz, den ich in Bonn traf, daß Ihr Vater recht unwohl sey! am Ende sind Sie selbst doch noch dahin gereist? Für mein Kommen nach Hamburg habe ich leider keine Aussicht, da ich am 8ten Jan: schon nach England abreisen muß. Nun, Sie wissen, an meinem Willen lag es nicht, wenn ich diesen Winter nicht nach Hamburg kann. Daß die Peri so verunglückt, hat mir sehr leid gethan – ich schrieb es Ihnen damals aber vorher, daß Boie nach meiner Ansicht nicht im Stande sey, solch ein warmes, poetisches Werk so aufzuführen, daß es zur Geltung komme. Dies soll mir für künftig eine Lehre sein, daß ich nie zu ´ner Aufführung nach Hamburg komme, wenn Sie sie nicht leiten. Eines muß ich erwähnen, was mir unangenehm ist, aber doch sein muß. Was Sie mir im Bezug auf die Genovefa schreiben hat mich betroffen gemacht. Offen gestanden befremdet es mich von Ihrer Frau, daß sie meine Bitte um einige Zeilen, worin Sie sagen, daß Sie die Partitur nur zu Ihrem Privatgebrauche benutzen werden, so übersehen hat, während sie doch der Hauptinhalt meines Briefes an sie war. Dies ist eine Sache die nicht nur mich sondern in Zukunft auch meine Kinder betrifft, und in Geschäftssachen muß auch unter Freunden die strengste Ordnung sein – ich wenigstens bin der Ansicht. Darin liegt durchaus kein Mangel an Vertrauen, sondern nur die Sorge daß durch besondere Verhältnisse, gegen die wir ja nie gesichert sind, ein falscher Gebrauch damit geschehen könnte ohne daß Sie im geringsten dabei betheiligt. Also, lieber Stockhausen, senden Sie mir einfach ein paar Zeilen worin Sie sagen daß Sie die Partitur von mir nur zu Ihrem Privatgebrauche (wozu ich natürlich Ihre eigenen Concerte rechne) benutzen werden. Ich hoffe, Sie zürnen mir nicht und nehmen freundlich meine herzlichsten Glückwünsche
für sich und Ihre Lieben
zum neuen Jahr.
Der Himmel erhalte den Sänger der Welt und seiner größten Bewunderin
Ihrer Clara Schumann
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