Baden d. 23 Septbr 1869.
Liebster Joachim,
ich kann mit dem Dank auf Ihre so herzlichen Zeilen an mich und Julie, die mir so erquickend zum Herzen sprechen, nicht warten, bis ich Sie sehe. Ich muß Ihnen gleich die Hand dafür drücken, Julie wird es baldigst von Turin aus, wo sie in 8-10 Tagen sein wird, ebenfalls thuen. Wie zartsinnig Sie das Geschenk gewählt, hat uns aufs freudigste überrascht - daß Sie aber überhaupt ein Solches sandten, darüber will ich hier nichts sagen, wo doch nur von Freude und Dank die Rede sein soll. Gestern war die Trauung, und, war der Schmerz der Trennung auch unendlich schwer, so warf doch das Glück der Beiden, die sich in wahrer Seligkeit umfingen, einen mildernden Strahl darüber. Wie schwer es aber ist ein Kind für immer herzugeben das kann nur ein Mutterherz empfinden - ich hatte es mir sehr schwer gedacht, und habe es doch noch tausendmal schwerer empfunden. Sie werden von Rudorff gehört haben, daß ich meine Eugenie zur Musikschule angemeldet, leider aber kann sie zum 1ten Octbr: noch nicht eintreten, weil sie in der Familie, die ich für sie als Pension im Vorschlag habe, nicht vor dem 10ten Octbr eintreten kann. Ihrer Protektion darf ich wohl vertrauen, daß Eugenie später aufgenommen wird? Sie haben jetzt den Umzug vor, der Sie sehr in Anspruch nehmen wird; könnte man in solchen Zeiten doch hülfreich sein! -
Mit vielen herzlichen Grüßen an Sie und Ihre liebe Frau
Ihre
alt getreue
Clara Sch.
Hier grüßt Alles.
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