Düsseldorf d. 20 Mai 1870.
Liebe Frau Joachim,
Ihre freundlichen Zeilen trafen mich neulich noch am Vorabend meiner Abreise von London, ich konnte also Ihren Auftrag noch mündlich ausrichten, kann Ihnen aber nicht verhelen [sic], daß es mir leid that. Ich hatte gesehen mit welcher Freude Herr Burnand das Glas selbst eingepackt hatte, wie er sich im Geiste Ihr Vergnügen beim Auspacken vorgestellt hatte, und nun wurde ihm nicht ein einziges Wort von Ihnen direct! ein kleines Briefchen, und wäre es in deutscher Sprache gewesen, hätte ihm doch mehr Freude gemacht, als der Dank durch eine dritte Person. Verzeihen Sie mir, liebe Frau Joachim, daß ich Ihnen das so offen sage, im Uebrigen wissen Sie, daß, wenn ich Ihnen irgendwie einen Gefallen thuen kann es stets mit größter Freude geschieht. Schrecklich leid that es mir zu hören, wie geplagt Sie mit Halskrankheiten waren, Sie werden doch entschieden etwas dagegen gebrauchen? es giebt ja so ausgezeichnete Brunnen dagegen, z. B. in Soden, Ems u. A. Ihre freundlichen Worte über Eugenie erfreueten mich sehr – jetzt ist sie nun wieder mit Marie in Baden, wo es schrecklich viel zu thuen giebt, da ich einen Theil des Hauses unterkellern ließ, und fast alle Zimmer neu tapeziert werden mußten. Ich denke bis in 8 Tagen auch dort wieder einzutreffen. Inliegende Zeilen bitte ich an Julie zu geben – ich habe sie gebeten, mir auch von Ihnen Einiges mitzutheilen, damit ich doch nicht so ganz ohne Nachrichten bin, was mir immer ein so unheimliches Gefühl ist.
Herzliche Grüße Ihnen und dem lieben „Jo“ – alles Gute für Sie Beide und die lieben herzigen Kinder.
Getreu ergeben
Ihre
Clara Schumann.
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