Baden d. 18 Septbr. 1870.
Lichtenthal 14.
Lieber Freund,
in einigen eiligen Zeilen frage ich heute bei Ihnen an, ob Sie noch an ein Beethoven-Fest im Dec. glauben, und an mich dabei denken? d<ie>as Wiener Beethov. Fest-Commité schreibt so eben an mich, daß sie ihr Fest auf die Tage vom 16–20 Dec. vertagt haben, und bitten um meine Mitwirkung. Sagen Sie mir nun, bitte, ein Wort per Thelegramm, ob ein Solches noch bei Ihnen statt finden wird? |2| ich schreibe dann an das Wiener Commité, daß ich (wie es ja auch ist) bereits mein Versprechen bei Ihnen für diese Zeit gegeben. Ich gehe dann überhaupt gar nicht nach Wien, sondern Berlin, da es mich drängt mehr im Centrum Deutschlands zu sein, jetzt, wo so große Ereignisse noch immer das Herz bewegen, das den Austausch mit Gleichgesinnten braucht.
Ich darf aber die Herren nicht lange ohne Antwort warten lassen, daher ich um thelegraphische Antwort bitte. Ueber |3| Weiteres was ich Sie sonst noch fragen möchte können Sie mir ja dann schreiben.
Dietrich schreibt mir aus Oldenburg, ob ich am 17 bei ihnen das Beethoven Fest mitfeyern (d. h. mitwirken) könne? glauben Sie daß das angeht? läßt es sich mit Hamburg vereinigen? oder ist das Ihrige am 16ten? dann bäte ich Dietrich es um einige Tage zu verschieben oder vorher zu geben! Können Sie, lieber Avé mir recht bald antworten? Ach, man ist so gar nicht in der Stimmung zu solchen Bestimmungen, aber die Nothwendigkeit durch die Anfragen |4| verursacht, tritt an mich heran.
Mein Ferdinand ist jetzt vor Paris – Gott schütze unsere Söhne und alle die Helden-Jünglinge!
Adieu, lieber Freund.
Herzlichstes an Sie Alle
von
Ihrer
Clara Schumann.
Haben Sie meinen Brief vom 27 Aug. nicht erhalten? Friedchen schrieb mir, und frug mich über Einiges gerade was ich Sie ihr mitzutheilen gebeten hatte, das viel [sic] mir auf!? –
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