23.01.2024

Briefe



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ID: 10046
Geschrieben am: Samstag 24.09.1870
 

Baden d. 24 Septbr. 1870.

Lieber Joachim,

ich möchte Ihnen doch selbst ein Wort des Dankes sagen für Ihre so schnelle Besorgung meiner Angelegenheit. Herr Simrock schrieb mir ausführlich darüber. Dann wollte ich Ihnen noch mittheilen, daß ich mich entschlossen habe für 1–2 Monate nach Berlin zu kommen. Ich sollte eigentlich nach Wien, aber, offen gestanden, in der Stimmung in der man als guter Deutscher jetzt ist, fehlte mir dort zu sehr der Austausch mit Gleichgesinnten, und mir ist, als könne ich mich jetzt nicht außerhalb Deutschland [sic] wohlbefinden. Kurz, ich gab Wien für dies Jahr daran. Vor einigen Tagen erhielt ich noch eine Einladung zum Musikfeste (Beethovenfeyer) jedoch ist diese zum Dec. vertagt, und, unter uns gesagt, fühlte ich mich durch den Gedanken, jetzt unter Hellmesbergers (!) Leitung ein solches Fest mitzufeyern, durchaus nicht begeistert. Ich schrieb also ab unter dem allerdings wahren Grunde, daß ich zur selben Zeit schon vor 3 Monaten in Hamburg bei eben solchem Feste mitzuwirken versprochen. Noch Etwas fiel mir die Tage ein; sollten Sie nicht etwa Lust haben, daß wir zusammen mit Ihrer lieben Frau ein Concert für die Invaliden in Berlin gäben? ich bin mit Freuden dabei, wenn Sie wollen, oder, wollen Sie es allein geben, so spiele ich. Denken Sie Stockh. war hier und erhielt hier einen Brief, wonach er seine Stellung wieder aufgiebt. Er wollte 4 Monat Urlaub haben, worauf der König ihm schreiben ließ, er möge den Contract, wie er geschlossen, einhalten, oder aber die Stelle lösen, das steht ihm frey. Also er giebt sie auf, bleibt aber in Cannstadt, da er dort ein Haus für 31,000 fl gekauft. Hoffentlich sind die Ihrigen glücklich zu Ihnen zurückgekehrt. Grüßen Sie Ihre liebe Frau von uns und nehmen schließlich noch Dank für Annahme Eugenies.
Ihre
getreu ergeb
Clara Sch.

Eilig.

Sollten Sie zufällig von einem angenehmen Logie (2 Zimmer, Eines mit 2 Betten und Wohnzimmer – Eugenie wird nicht mit mir wohnen) hören, so lassen Sie es mich, oder Frau Eckert, der ich Auftrag gab für mich zu suchen, wissen. Bemühen Sie sich aber nicht deshalb, nur, sollte der Zufall Sie in Kenntniß eines Solchen setzen bitte ich um Nachricht. Ich denke etwa Mitte October zu kommen.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Baden-Baden
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
1022ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6538-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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