23.01.2024

Briefe



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ID: 10073
Geschrieben am: Freitag 25.11.1870
 

Berlin d. 25 Nov. 1870.
Lieber, verehrter Freund,
auf Ihre Frage, wer das Concert arrrangiren soll bin ich in Verlegenheit Ihnen genügend zu antworten, denn ich weiß es ja nicht. Ich dachte, es würde in dem Comitee doch ein Mann sein, der sich darauf versteht solche Concerte, die Sie doch gewiß öfter schon hatten, zu arrangiren. Den practischen Theil müßte man wohl Friedel übergeben, aber den künstlerischen Theil, die Zusammenstellung des Programms außer meinen zwei Nummern (ein Concert mit Orchester und ein Solo) Hrn. Rietz, der doch auch zum Anfang eine größere Ouvertüre geben müßte, und vielleicht zu Anfang des zweiten Theiles eine Kleinere.
Die Sängerin müßte eine große, etwas lange Arie singen (weil sonst ohne Symphonie das Concert zu kurz wird, Rietz aber eine Solche nicht wird spielen wollen, denn Diese müßte er erst einstudiren und spart sie sich für seine Kapellconcerte auf) und noch eine Nummer.
Es ist eine schlimme Sache, daß das Concert vor dem 6ten keinesfalls angezeigt werden könnte, und dann nur zwei Tage bleiben. Ich möchte doch gern, daß es ganz nach Ihrem Wunsche ausfiele, aber, überstürtzt, könnte es leicht nicht der Fall sein. Was meinen Sie, lassen wir es am Ende besser bis zum nächsten Herbst, wo ich in Leipzig wieder spielen werde, und dann mich gern darnach einrichten würde nach Dresden zu diesem Concerte zu kommen. Da könnten Sie es dann lange vorher schon ankündigen, und wäre es vielleicht pecuniär lohnender. Doch glauben Sie ja nicht, daß ich nicht auch jetzt bereit bin, aber Sie begreifen, daß ich an der einen Bedingung, daß vor meines Bruders Concert Niemand davon erfährt, festhalten muß, ich würde ihm sonst nur halb nützen, was mir leid wäre.
Bitte sagen Sie mir baldmöglichst Ihre Meinung darüber, und was sie entschieden haben, damit ich auch hier bestimmte Antwort geben kann.
Herzlichste Grüße Ihnen Allen von Ihrer
getreu ergeb Clara Schumann.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Hübner, Julius und Pauline (2459)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 6
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Eduard Bendemann, Julius Hübner, Johann Peter Lyser und anderen Dresdner Künstlern / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Renate Brunner, Michael Heinemann, Irmgard Knechtges-Obrecht, Klaus Martin Kopitz und Annegret Rosenmüller / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2014
ISBN: 978-3-86846-017-9
596f.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 11663-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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