23.01.2024

Briefe



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ID: 10087
Geschrieben am: Montag 05.03.1860 bis: 10.03.1860
 

Wien, d. 5. März 1860

Lieber, verehrter Herr,
nun bin ich hier, und was meinen Sie zu einem Abstecher nach Gratz? ich gebe hier 3 Soireen im Abonnement; Eine ist schon vorüber und so schön ausgefallen, daß man mir viel von einem <Cyk> 2ten <S>Cyklus spricht. Die 3te Soiree ist am 15ten, wohl ließe es sich nun einrichten, daß ich etwa am 16ten nach Gratz käme, und auch da zwei Abonnement-Soireen oder Matineen gäbe. Fällt |2| die Subscription gut aus, so komme ich, wo nicht, nun, so muß es bleiben. Mit dem Theater ist es eine schlimme Sache, unter 200 Gulden spiele ich nicht (Sie wissen daß dies unter den jetzigen Geld-Verhältnissen für mich nur 150 Gulden ist),3 und habe ich nun auch zwey feste Engagements, so lohnt das nach Abzug der Reise und Aufenthalt doch die Anstrengung nicht, also glaube ich zwei Abonnement- Concerte einträglicher, und für mich zum Spielen viel angenehmer. Dieselben müßten |3| aber freilich bald auf einander sein, etwa die [sic] Erste d. 18ten, die Zweite d. 21. Wie sollen wir es nun aber mit Evers halten? Derselbe hat mir nichts gethan, soll ich Ihn [sic] vor den Kopf stoßen? vielleicht wäre eine Vermittlung am besten durch Hrn. Finanzrath Seiler? was das Local betrifft, so wäre mir das Vorjährige sehr lieb. Es sollte mich herzlich freuen, machte sich das. Noch fällt mir ein, sind in der Charwoche (d. h. bis zum grünen Donnerstag) Concerte in Gratz erlaubt? hier glaube ich es nicht, wäre es aber bei Ihnen, |4| so paßte es sehr gut, daß ich ein Concert etwa d. 31 und das 2te d. 3ten April gäbe. Doch nehmen Sie das noch nicht als bestimmt meinerseits an, es sind nur erste Vorschläge.
Ihr lieber Brief hat mich sehr erfreut, und vor Allem der gute Humor, den Sie Sich bewahren; es sieht aber auch wohl nicht so schlimm aus, als wie Sie’s schildern? möchte ich mich bald davon überzeugen können.
Meine schönsten Grüße an Groß und Klein und vor Allem Ihnen, lieber Freund von Ihrer
wahrhaft ergb
Clara Schumann.
Wollzeile Nro 773, 2ter Stock.
Ich möchte Evers doch nicht kränken, bitte, überlegen Sie es sich mit Hrn. Seiler.

|5| D. 10 März.
Ich ließ den Brief noch liegen, weil ich wohl dachte, daß noch hier sich Etwas entscheiden würde, und so ist es auch. Ich gebe noch ein paar Soireen nach dem Cyklus, die Erste am 22ten; können nun zwei Concerte bei Ihnen den 17ten und 19ten sein (man müßte natürlich gleich bekannt machen, daß das 2te das Letzte), so kann ich am 20ten hierher zurück. –
Sind Sie nicht für Abonnement-Soireen, nun, so gebe ich sie einzeln, habe freilich dann Risiko. Ein Ensemble-Stück mit Viol u Violoncell hätte ich aber gern in Jeder, und zwei Gesangnummern.
Nun, bitte, lieber verehrter Freund, schreiben Sie mir so bald als möglich Ihre Meinung. Nochmals herzlich
Ihre Cl. Sch.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Wien
Empfänger: Holtei, Karl von (735)
Empfangsort: Graz
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
596f.

  Standort/Quelle:*) D-B: Mus.ep. Schumann, K. 226
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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