Düsseldorf d 31ten Oct. 72
Jägerstraße 7.
Liebe Freundin,
fürerst Dank für Ihre schnelle Antwort, es war mir sehr lieb, daß Ihr lieber Mann mir rieth wie ich es gefühlt hatte, und so habe ich es auch gemacht. Hier erhalten Sie das Programm für Heidelberg; bitte füllen Sie es aus, womöglich sogleich, da man dort schon darauf wartet. Sie hatten vorm Jahr als erste Nummer Jephta, als zweite Blondel’s Lied, als dritte Aufenthalt[,] Geheimes u. Gruß. gewählt. Ich wollte aber nicht ohne Sie wieder zu fragen, das Programm ausfüllen. Senden Sie es mit einigen freundlichen Zeilen an Herrn Blos von Amschel, der, sehr gefällig, (ein großer Musikenthusiast) alle Besorgungen übernommen hat. Er ist Holländer, ein reicher Kaufmann. Ich hatte gehofft Sie in Frankfurt hören zu können, nun bin ich aber leider am 7ten hier engagirt, und habe Seligmanns versprochen den 9ten bei ihm zu sein und Abends etwas dort zu musiciren. Am Ende machten Sie einen kleinen Abstecher zu Landaus, das wäre ja reizend! Sonntag Nachmittag gehe ich nach Heidelberg. – Sie wohnen wohl bei Beckers? – Meine Adresse hier steht oben. In herzlicher Freude meine liebe Collegin bald zu umarmen und innigen Gruß an den theueren Jo
Ihre
Clara Schumann.
P. S. Noch Eines vergaß ich: Ich konnte nicht anders als das zweite Conzert in Pesth aufgeben, nach Brahms Briefen, da er das Gelingen dieses Concertes so gewissermaaßen von mir abhängig machte, auch dachte ich, Sie würden gewiß gern auch einmal bei solcher Gelegenheit mit Orchester in Wien singen und opferte so, Ihrer Zustimmung gewiß, dem künstlerischen Interesse das materielle.
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