D 10 April 1873. London.
14 Hyde Park Gate. W.
Liebster Joachim
es war mir gestern als Sie uns Adieu sagten recht leid, daß wir gestört wurden, ich hätte Sie so gern noch wegen Bonn gesprochen. Ich wollte Ihnen sagen, daß es mir jemehr ich es bedenke, so viel lieber wäre, wenn Sie statt der Peri das Brahmssche Requiem machten. Die Peri ist allen Musikern und Musikfreunden so genau bekannt, und, haben Sie nicht eine ausgezeichnete Sängerin für die Peri (ich weiß aber keine Solche) so leidet das Werk nur darunter. Abgesehen nun davon, daß das Requiem eine äußerst interessante Nummer gäbe, so hat es noch einen doppelt schönen Sinn dadurch, daß Brahms meinem Manne im Leben so nahe stand, und mein Mann ihn damals schon als Denjenigen bezeichnete von dem wir in Zukunft das Höchste zu hoffen hätten. Ich könnte nicht einsehen was gegen das Requiem spräche wenn es nicht die Aussicht darauf wäre, daß Brahms Etwas eigens für das Fest componirte, was er aber nicht kann, wie er mir schreibt, weil er keinen passenden Text findet. Ich bin überzeugt das Comiteé kann, wenn Sie sagen, daß es sowohl mein als Ihr entschiedener Wunsch ist, daß das Requiem gemacht werde, keine Schwierigkeiten machen. Zeit ist ja noch genug zu Allem. Bitte, lassen Sie mich bald hören, wie es damit steht. Reisen Sie glücklich, lieber Joachim – 1000 Grüße zu Haus.
Ihre
altergeb.
Clara Schumann.
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