Lieber Joachim,
so eben empfing ich Brief von Dr. Schöne – ich eile Ihnen denselben zu senden, – vielleicht haben Sie doch noch nichts von ihm gehört. Ich sah mich gezwungen, ihn um eine Antwort jetzt zu bitten, weil ich auf verschiedene Engagements-Anträge nicht bestimmt zu antworten wußte. Leider ist nun für diesen Winter nichts aus der Sache geworden – ich sagte Ihnen aber neulich, ich konnte nicht anders als ich that, so sehr es mir im Uebrigen Freude gewesen wäre mit Ihnen gemeinsam, einen Theil meiner Kräfte wenigstens, dem Institut zu widmen. Nun, ich hoffe, daß die pecuniären Verhältnisse sich bis übers Jahr vielleicht doch insoweit ändern, daß sich die Angelegenheit dann noch regulirt – an meinem besten Willen dazu soll es nicht fehlen. Sie genießen gewiß das herrliche Wetter noch recht, was ich leider bis jetzt nicht konnte, da ich durch eine Rose im Gesicht an’s Zimmer gefesselt war. Ich reise nun am 25. zu Elise, dann noch 14 Tage (v. 1. bis 15. Octbr.) nach Kiel. Mitte October hoffe ich Sie und Ihre liebe Frau wohl wieder zu sehen. Sie Beide von Herzen grüßend Ihre altergebene
Clara Schumann.“
Ich hätte Inliegendes gern zurück; bis Ende Septbr.: Baden- Baden, Lichtenthal 6a“ [Bemerkung Joachim’s auf der Rückseite des Briefes. „Schönes Brief an Frau Schumann enthielt die mündliche Antwort des Ministers aufgezeichnet, welcher bedauerte die Wünsche unserer Freundin nicht alle erfüllen zu können, in natürlich sehr freundlicher Form.“]
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