Klosters d. 22 July 1876.
Liebe Frau Berna,
wie sehr habe ich Ihnen zu danken für all Ihre Freundlichkeit, die Sie uns wieder in so reichem Maaße angedeihen ließen! aber, aber, Vielliebchen darf man nicht mit Ihnen essen, ich war ganz beschämt, so unverdientes Geschenk anzunehmen! die Freude darüber drängt aber doch das Schamgefühl in den Hintergrund – das Bildchen ist gar zu entzückend, und wird es seinen Platz auf meinem Schreibtisch finden – ich freue mich schon es da zu sehen. Lassen Sie sich die Hand dankbarlichst drücken. Viel habe ich all die Zeit nach Büdesheim gedacht, und wüßte gar zu gern, wie es der lieben, verehrten Frau Leisler geht? die arme Frau, wie kann ich mit ihr die Sorge und den Schmerz empfinden, wenn sie sich so krank fühlt, und ihre beiden lieben Kinder betrachtet, Denen sie ja Alles in der Welt ist! gebe der Himmel daß diese schwere Zeit gnädig an ihr vorübergehe – ich hoffe doch, sie hat ja eine kräftige Natur und einen starken Geist. Grüßen Sie sie doch ja recht warm von mir.
Mir fiel dieser Tage wieder Ihr Wunsch wegen Silt ein – sollten Sie etwas Näheres wissen wollen, so kann ich es leicht erfahren. Hier ist es wieder wundervoll und die Reise war nicht zu heiß, so kamen wir auch nicht gar zu abgemattet hier an. Felix fanden wir doch bedeutend wohler und verträgt Eugenie8 die Luft, so bleibt uns nichts zu wünschen. Ein Pianino bekomme ich morgen, darauf freue ich mich.
Schließlich seyen Sie, liebste Frau Berna, auf das herzlichste gegrüßt und gedenken Sie freundlich
Ihrer
Clara Schumann.
Gehen Sie nach Bayreuth?
Die Kinder grüßen sehr, sie schreiben nächster Tage.
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