Briefe
ID: | 1087 | ||||
Geschrieben am: | Freitag 10.02.1854 |
In einer besonderen Angelegenheit, lieber Hr. Robert Franz, schreibe ich Ihnen und zwar nach jahrelanger Pause, die wir beiderseitig hätten eher aufheben sollen. Die Angelegenhet ist die: Hr. Hinrichs, der glaub' ich ein Bekannter von Ihnen ist, hat sein dreyzeiliges Pasquill, wie man mir gesagt, auch in einer EInzelausgabe abdrucken [über der Zeile eingefügt:] lassen. Glaubt er denn, daß er duch diesen Nadelstich allen meinen Nach-Pericompositionen den Garaus machen kann? Dem Manfred, dem spanischen LIederspiel den drei Trios, der 2ten Sonate für VIoline und P[iano]f[or]te und dann der 2ten und 3ten Symphonie? O ich wünschte, daß er diese Compositionen, die zum Theil während unseres Zuges nach Holland aufgeführt worden sind, gehört hätte, daß er sich von dem Ennui, den diese "verkommenen" Sachen auf Musiker und Publikum hemacht, selbst hätte überzeugen können. Un von einer "traurigen Manier" spricht er! Sind die Symphonien, eine wie die andere, die Trios, die 2 Sonaten f. Violine und P[iano]f[or]te das spanische und das Minnespiel, die Ouverturen zu Manfred und die zu Genoveva, das Requiem von Mignon und das Adventlied? Oder kennt er die Sachen alle gar nicht - und nur die Nach-Perischen zwei Liederhefte, die er als Beweise anführt? Hat er die Texte dieser Waldlieder gelesen? Glaubt er, daß man solche anmuthige Gedichte so auffassen müßte wie welche von L[ord] Byron und Lenau? Weiß er nicht, daß die Musik die ursprüngliche Stimmung des Gedichts treffen, aber nicht überbieten soll? |
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Absender: | Schumann, Robert (1455) | ||||
Absendeort: | Düsseldorf | ||||
Empfänger: | Franz, Robert (480) | ||||
Empfangsort: | |||||
Standort/Quelle:*) | D-BNsa; s: I i 98/274; [siehe auch F 346] | ||||
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla |
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