Berlin d 4ten Dec. 77
Liebste Emma,
ich hatte gerade an dem Morgen wo ich Ihren Brief erhielt, gedacht durch eine Karte bei Ihnen anzufragen, wie es Ihnen ginge. Nun weiß ich ja Alles, u. wünschte nur Sie wären erst über die schwere Stunde hinweg. – Von uns kann ich Ihnen so weit Gutes sagen, und sind wir so eben von einer erfreulichen Reise zurückgekehrt. Meine Elise hatte am 24 Nov. in Büdesheim |2| Hochzeit und wir haben die Freude mit ihrer Wahl sehr zufrieden sein zu können. Mein Schwiegersohn ist ein liebenswürdiger u. vortrefflicher Charakter, und lieben thaten sich die Beiden ja lange schon. So muß man denn das Beste hoffen.
Was Ihre Anfrage betrifft, ob ich in Holland spielen könnte, so wäre es mir ganz recht diesmal vielleicht die zwei Städte zu besuchen, wo ich das vorige Mal nicht hinkonnte, |3| also Haag u. Amsterdam.
Am besten würde mir die erste Hälfte des Februar passen, d. h. bis 10ten von da ab kann ich nicht mehr. – Nach England gehe ich dies Jahr nicht; es ist mir gar zu traurig jetzt; vielleicht entschließe ich mich nächstes Jahr eher wieder. –
Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen wie sehr ich mich freuen würde Sie Beide bald zu sehen u. Ihre Skrupel, liebe Emma, mich nicht mit Briefen belästigen zu wollen, sollten Sie ein für Allemal bei Seite |4| lassen. Ich habe stets die wärmste Theilnahme für Alles, was Sie äußerlich u innerlich berührt, wenn ich auch nicht immer Zeit finde zum schreiben.
So seien Sie denn für heute mit Ihrem lieben Mann recht herzlich gegrüßt – wie schade aber, daß Sie ihn diesmal nicht mit nach Leipzig begleiten können – wir wollen dann aber recht viel von Ihnen sprechen.
Ihre
getreue
Clara Schumann.
[Umschlag]
Frau
Emma Engelmann.
Utrecht.
(Holland)
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